Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

„Some Days are Diamonds“

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Gabi auf dem Dry Wash Cave Ruins Trail, Abajo Mountains, UT

Wieder John Denver im Titel - ich kann nichts dafür; siehe unten.

Dafür, dass die Nacht durch unsern Besuch bei der „Milky Way“ unterbrochen war, wachen wir erstaunlich erfrischt auf. Vor der Tür steht bereits der Picknickkorb mit dem Frühstück, das Bill freundlicherweise für uns bereitet hat.

Es ist unglaublich warm hier um 08:00 Uhr morgens. Wir setzen uns an unseren Gartentisch, blicken auf die grüne Wiese und unsere im hellen Morgenlicht strahlende Cabin und lassen uns würzigen Bacon, Rührei, Flatbread, Reste Cherrytomaten von gestern Abend, eingemachte Birne, einige Nektarinen, Joghurt, Saft und Kaffee schmecken. Währenddessen kreuzt ein Truthahn die Wiese und schwirren kleine Vögelchen zu den Futterplätzen, die Bill hier überall für die eingerichtet hat.

Anschießend spazieren wir abwechselnd zu unserer Badezimmerhütte, duschen und ich kümmere mich auch mal um eine erste Entwicklung der Milchstraßenbilder. Sieht schon sehr passabel aus für den ersten Versuch. Leider habe ich vergessen, den Verwacklungsschutz (VR) am Objektv auszuschalten; das bewirkt auf dem Stativ genau das Gegenteil - vielleicht geht es nächste Nacht noch schärfer. Und auch in Sachen Lightpainting könnten wir noch was ausprobieren, mal sehen.

Bill kommt vorbei und erzählt uns von den Abajo Mountains, in denen wir hier sind. Er hat einen Wandervorschlag für uns, zum Trailhead ist es nicht so weit und wir könnten dies in einen ruhigen, erholsamen Tag einbetten. Er will uns den Weg zeigen - so verabreden wir uns für später. Von der ersten Entwicklung unseres Milchstraßenfotos ist er so begeistert, dass er es kaufen möchte. Bekommt er so - unter Freunden.

Nun leihe ich mir kurz sein „tragbares Wifi“ aus, damit ich in der Cabin Empfang habe. Es reicht aber für die Pflege der Website u.ä. nicht aus, sein Tarif lässt größere Up-/Downloads nicht zu. Ungewöhnlich, aber wir kommen an diesem wunderbaren Platz auch mal ohne aus. Immerhin kann ich ein kurzes „Uns geht es gut!“ per Mail nach Hause schicken. Nun muss ich sehen, dass die Website morgen in Moab wieder in die Spur kommt.

Gegen 11:00 Uhr fahren wir hinter Bill her in die Berge. Nach einigen Kilometern wird aus der schmalen Straße eine „Dirt Road“. Es staubt erheblich, aber wir kommen gut voran. So landen wir am „Manti Lasal National Forest Campground“ in the middle of nowhere. Kein Mensch hier.

Bill zeigt uns, wo es lang geht und was wir hinterher noch machen könnten, gibt uns seine Backcountry-Landkarte und schon stiefeln wir los. Es geht immer an einem kleinen Creek (Bächlein) entlang auf schmalem Pfad in saftig grüner Landschaft. Der Weg eröffnet immer wieder schöne Ausblicke in Canyons und Täler tief unten. O Wunder, wir begegnen einem Paar aus Arizona, das sich auch hierher verlaufen hat, wechseln wie immer einige nette Sätze und wünschen uns gegenseitig einen guten Weg. Nach einer Stunde gemütlicher Wanderung erreichen wir das Ziel und damit auch das Ende des Trails: die Cliff Dwellings.

Ähnlich wie im Mesa Verde NP gibt es hier „Höhlen“ die eigentlich nichts anderes sind als geschützte Mulden in der senkrechten Felswand, die um das Jahr 1250 von Indianern belebt wurden. Diese haben hier so etwas wie Pueblos in die Mulden gebaut, einige Wände und Leitern kann man noch sehen hoch oben in der Wand.

Auf dem Rückweg biegen wir um eine Kurve am Creek, da steht ein Mule Deer (Dam-/Rotwild) direkt vor uns, Marke „Großohrenhirsch“ und äst besinnlich an den Eichenbüschen. Ich mache ein paar Fotos; die sehr großen Schmetterlinge, die uns hier umfliegen, sind nicht so geduldig und entziehen sich jedem Versuch, sie ansehnlich vor die Linse zu bekommen.

Wieder zurück am Trailhead und Auto sind 2 Stunden um, 6,5 km geschafft in dieser Höhe. Mein Rücken ist wieder pitschnass geschwitzt und wir lassen erst mal die Hitze aus dem Auto.

Dann fahren wir (Bills Ratschlag folgend) eine der Backcountryroads entlang, immer hinauf und hinab am Berghang, immer mit fantastischen Ausblicken auf die Gegend. Auch einen sehr imposanten Arch sehen wir weiter unten. Die Straße ist in einem erträglichen Zustand. Viele Kurven, Kehren, seltener Gegenverkehr, tiefe Fahrrillen und -spuren, viel Staub, immer wieder „falling rocks“ mitten auf der Straße sowie das Abhandensein jeglicher Leitplanken oder Absicherungen am Abgrund verlangen jedoch volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Die ist vorhanden und es bleibt immer wieder Zeit für das ein oder andere Foto. John Denver singt „Some Days are Diamonds“ - Recht hat er!!

Nach einiger Zeit kehren wir um, machen noch Halt an einem sehr netten See und fahren zurück zum Zimmer. Kurzes Video über „Milchstraßenfotografie“ zur Auffrischung, dann „Mittagsschlaf“! Hatten wir auch noch nicht in diesem Urlaub, tut der Kondition aber sicher gut.

Dann setzen wir uns in „unseren“ Garten bei den Vögelchen und schreiben Tagebuch. Bill kommt vorbei und fragt, ob es ok für uns ist, wenn er uns gegen 7:30 pm unser Dinner bringt. Klar! Wir hatten bereits von zu Hause aus mit ihm gemailt und smoked Spare Ribs gewünscht für heute Abend. Die sollen seine Spezialität sein - mal sehen, oder besser: schmecken! Wir fachsimpeln eine ganze Zeit über Grills, Zubereitungsmethoden, Vorteile von Kohle und Gas sowie die Notwendigkeit von Smokern und das „perfekte Steak“.

Kleine Vögel fliegen tief, ein Falke zieht hoch oben seine Kreise - mich nerven die schwirrenden Insekten etwas - vielleicht könnt ihr die mal fressen?

Zwischendurch verschwindet Gabi mit dem Teleobjektiv - sie hat wieder Truthähne gesichtet, die sich aber wie die Schmetterlinge einige Stunden zuvor zieren. Als sie wieder zurückkommt, schimpft sie über die scheuen Viecher, hat aber zwei Glas gekühlten Weißwein dabei - mir sind die Truthähne sofort egal ;-)

In Europa beginnt nun die Meisterschaft um den begehrten Pokal. Hoffentlich gibt es schönen Fußball und es geht alles Gut. Die Sicherheitslage macht mir schon Sorgen. Ich freue mich aber auf schöne Fußballabende mit Heiner ab nächsten Wochenende.

Bill rollt pünktlich mit seinem SUV heran und lädt unser Abendessen aus: Spareribs und Hühnchenbrust vom Smoker in beachtlicher Menge. Bezüglich der „Chickenbreast“ muss ich morgen früh mal die Truthühner zählen - er wird doch nicht? Dazu gibt es Cowboybeans, Salat, Garlic Bread und passende Sößchen. Sehr, sehr lecker und vor allem wunderbar in dieser Umgebung. Wieder einmal sind wir sehr dankbar, so etwas erleben zu dürfen.

Gut gesättigt machen wir uns über die Fotos von gestern und heute her. Wir suchen einige für die Website aus, bearbeiten diese und zünden das Lagerfeuer an. „Cowboy-TV“! Der Wecker ist gestellt, Miky Way, wir kommen - lässt du dich sehen?

John Denver hat Recht: „Einige Tage sind wie Diamanten“ - für uns erscheint derzeit wieder jeder Tag so zu sein; die Millionen von Sternen machen auch den Eindruck, als wären sie kleine Edelsteine …

Aber heute Nacht nicht! Die Kamera ist gerüstet und auf dem Stativ montiert. Um 02:00 Uhr klingelt das iPhone, wir ziehen uns an, gehen vor die Hütte und - keine Sterne. Unglaublich, wenn uns das gestern so gegangen wäre, dann hätten wir heute den Wecker gar nicht mehr gestellt. Im Rückblick: was für ein Glück, dass es so herum kam. Wir setzen uns einen Moment in die Gartenstühle, schauen in den Himmel, gehen dann wieder zu Bett. Ich schaue um 03:00 Uhr noch einmal - einige einzelne Sterne, aber nicht zu vergleichen mit gestern. Gabi schaut um 04:00 Uhr - auch nicht besser. Dann halt heute nicht. „Some Days are Diamonds, some Nights are not!“

Tagesetappe: 48 Kilometer
Übernachtung:
Abajo Haven Guest Cabins, 5440 North Cedar Edge Lane, Blanding, UT 84511
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