Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Immer auf Kante ...

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Gabi einmal mehr auf der Kante, Shafter Canyon Overlook, Canyonlands NP, Island in the Sky, UT


Gute Nacht in schönem Zimmer; nur Frühstück gibt es in der River Canyon Lodge nicht. Macht uns nichts, denn wir müssen eh in den Family Market, weitere 24 Pullen Wasser kaufen. Da sind Sandwiches & Wraps schnell mit im Einkaufswagen. Auch etwas Obst, neue Müsliriegel und anderes landet dort. Für den Kaffee stehen wir wieder Schlange - es ist halt Starbucks, das hier heißes Gold aufbrüht.

Am Arches NP rollen wir vorbei Richtung Norden, biegen aber bald links ab Richtung Canyonlands NP. Die Straßenführung schlängelt sich wie der Colorado dahin und gibt schon einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Vor den Nationalpark hat der liebe Gott nämlich noch einen Statepark gebaut: den Dead Horse Point SP. Den fahren wir als erstes an: 10$. Am Visitor Center meinen wir, schon am Aussichtspunkt zu sein. Also gehen wir nach rechts, den East Rim Trail entlang. Treffen dort u.a. junge Amerikanerinnen mit einer finnischen Freundin, die in Kanab Freiwilligendienst macht. Mit denen klönen wir ein wenig, finden den erwarteten Aussichtspunkt auf die Coloradoschleife aber nicht. Also in die andere Richtung, gleicher Trail. Uns begleitet ein amerikanisches älteres Ehepaar, die wir am Restroom kennen gelernt haben. Sie beginnt gerade mit einer kleinen Nikon DSLR zu fotografieren, er berichtet, dass die beiden gerade 3 deutsche Austauschstudenten wieder nach Hause entlassen und sich vorgenommen haben, nun mal alle die wunderbaren Nationalparks etc. anzuschauen, die die ganzen Europäer schon gesehen haben.

Da haben wir natürlich Gesprächsstoff satt. Ich kann ein paar Hinweise zu den Automatiken der Nikon geben und ihr gefällt mein neues „PeakDesign“-Tragesystem für die Kamera. Dazu berichten wir von unseren Erlebnissen der letzten Tage, ich erzähle zum x-ten Male die Bärengeschichte von der Vernal Bridge und die beiden sind begeistert. Die Zeit vergeht im Flug, nur der Viewpoint ist nicht in Sicht. Der war doch direkt am Parkplatz? Jetzt endlich begreife ich: wir müssen mit dem Auto erst noch bis zum Ende der Straße fahren - hier am Visitor Center gibt es zwar nette Trails, aber nicht den ersehnten Aussichtspunkt. Also an alle, die nach uns kommen und begrenzte Zeit haben: ausnahmsweise mal nicht am VC anhalten sondern gleich durchfahren bis zum „Dead End“ - dort ist der eigentliche Viewpoint!

Ich schieße mal wieder einige Panoramaaufnahmen. Der Legende nach diente diese Stelle einst als Corral für wilde Mustangs. Die herzlosen Cowboys suchten sich die besten aus und ließen die anderen gefangen in der Absperrung auf der Felsnase zwischen Abgrund und Zäunen. Dort verdursteten sie mit Blick auf den Colorado, der 2.000 Fuß tiefer lockte. Traurige Story!

Danach fahren wir das Visitor Center im Eingangsbereich zum Canyonlands NP an. Wir sind hier im Bereich „Island in the Sky“ - einem von 3 Teilen dieses riesigen Nationalparks. Dem Ranger sage ich, was wir hier bereits kennen und frage nach empfehlenswerten Trails („Hikes“) für den Tag. Er empfiehlt genau die Dinge, die wir zu Hause bereits ausgeguckt hatten. Allerdings rät er zu einer anderen Reihenfolge, des Fotolichtes wegen. Immer wieder gut, Experten zu fragen.

Also fahren wir zuerst in den Nordwesten, um den Trail zum „Upheaval Dome Overlook“ zu absolvieren. Die „umgewälzte Haube“ sieht wirklich skuril aus. Eine Tafel beschreibt zwei Entstehungstheorien: kleiner Meteoreinschlag mit anschließender Erosion oder dicke Salzschicht eines Meeres, die anschließend gehoben, gesenkt und verformt wurde. Egal - hier ist nicht viel los und wir genießen die Wanderung, die wegen der Steigung mit 1 Stunde angegeben war, von uns aber inkl. Fotoshooting in 28 Minuten bewältigt ist. Gabis Motto: „Je schneller wir laufen, um so eher sind wir wieder im Schatten!“ Auch eine Logik, gesund und sportlich dazu!

Wir fahren weiter Richtung Südwesten zum längeren Trail des Tages: „Murphy’s Point“. Der ist mit knapp 6 km und 2 Stunden angegeben und wir benötigen 1,5. Interessant ist, dass man auf dieser grünen „Insel im Himmel“ von Trailhead zu Aussichtspunkt etc. durch eine grasige, grüne, leicht hügelige Landschaft fährt und meist erst im letzen Moment sieht, dass da dieses gigantische Loch ist überall - bodenlos. Gabi sagt: „Einfach zu malen. Untere Hälfte grün, obere Hälfte Blau. Dazu ein paar Schäfchenwolken und Bäume - fertig!“ Recht hat sie!

So wandern wir auch zum Murphy’s Point zunächst durch Wiese und krüppeligen Baumbestand. Dann tut sich der Abgrund auf: erste Tiefblicke und irgendwann geht es nicht mehr weiter. Ende. Loch. Abgrund. Fast 360-Grad-Blick. Sagenhaft! Auch auf diesem Trail treffen wir kaum eine Menschenseele. Am Trailhead stehen gerade mal 3 Autos, unseres mitgerechnet. Den Murphy’s Point haben wir für uns allein. Wir klettern in den Felsen herum und machen Fotos. Gut!

Sehr gut ist auch Gabis Organisation. Nach und nach leeren wir 6 Flaschen Wasser und erleichtern so ihren Rucksack merklich. Das gekühlte Nass erfrischt bei der sengenden Hitze sehr. Aber auch für energetischen Nachschub hat sie gesorgt: immer wieder kommt ein Apfel, ein Müsliriegel, eine Handvoll „Trailmix“ (Studentenfutter mit kandierten Früchten) o.ä. zum Vorschein. Auf dem Weiterweg zum Grand Viewpoint schießt sie den Vogel ab und serviert gekühlten Eiskaffee im Auto: einfach köstlich! Die Flasche (der Marke Starbucks) hatte sie heute Morgen im Family Market gekauft und zwischen Eisblöcken in der Kühltasche bis zu diesem Moment auf genau der richtigen Temperatur gehalten. Dazu gibt es „salty snacks“ in Form von Chips. Wie sagten die Guides von „Dreamland Safari Tours“ letzte Tage: neben Wasser sind salzige Snacks lebenswichtig. Super: Chips am hellichten Tage quasi auf Rezept!

Nach dem Grand View Point stoppen wir noch am White Rim Overlook und Green River Overlook. Dann fahren wir zum Abschluss noch zum Mesa Arch. So langsam müssen wir aus der Sonne raus! Hier ist die Busladung Franzosen gerade auf dem Rückweg und wir haben Glück, dass am Arch nicht viel los ist. Wir machen unsere Bilder und ich bediene auch wieder einige fremde Kameras. Dabei ergeben sich neue Gespräche, u.a. mit einem deutschen Paar aus der Nähe von Stuttgart. Er ist locker über 80 Jahre und die beiden bereisen zum ersten Mal den Westen inkl. Yellowstone, San Francisco und LA. Respekt! Das möchten wir in dem Alter auch noch schaffen!

Die Rückfahrt nach Moab dauert eine knappe Stunde. Wir sind echt durch und durch erhitzt. Also springen wir gemächlich in den Pool, wo ich eine Schweizerin treffe. Wir plantschen und reden - es ist hier irgendwie immer so, dass wir ins Gespräch kommen. Sie ist mit ihrem Mann und 2 Freundinnen unterwegs, die beiden kennen sich gut aus und zeigen den beiden Mädels, was Amerika zu bieten hat. Und zwar komplett. Sie wohnen mit Blick auf den Flughafen Zürich, sind vor 2 Wochen nach New York geflogen und mit dem Auto bis hierher gefahren. Da sie alle nun Rentner/innen sind, haben sie Zeit. 6 Wochen sind eingeplant. Über die großen Nationalparks in Utah/Arizona geht es nach LA, dann San Francisco, Yellowstone und wieder zurück nach New York. Doppelter Respekt!

Duschen, anziehen, Burger essen! Die angesagteste Braterei ist das „The Spoke“ an der Mainstreet. Kurzfassung, es ist spät geworden bei denen: super Burger, gute Onionrings, „Moab Sunrise“ für Gabi, zwei (von 9 vom Fass erhältlichen) lokalen Bieren aus Moabs Mikrobrauereien schmecken mir richtig prima: das „Red Rye IPA“ und das „Dead Horse Amber Ale“ (letzteres musste einfach probiert werden nach der traurigen Pferdegeschichte). Aber deren Organisation: abenteuerlich! Ein Lärmpegel, unglaublich. Kein/e Kellener/in macht planvoll etwas zu Ende. „Wait to be seated“ dauert eine Ewigkeit, obwohl Tische frei zu sein scheinen. Gruselig! Aber sehr freundlich waren sie. Und wir hben dort im Fernsehen dann auch den Grund für „Stars and Stripes“ auf Halbmast am Visitor Center gesehen in der Sondersendung: 50 Tote in Orlando bei Schießerei in einem Nachtclub - ISIS? Heftig!

Jetzt ist das Tagwerk getan. Mit Freude habe ich vernommen,das „Jogis Jungs“ die Ukraine 2:0 geschlagen haben. Schweini in der Nachspielzeit, klasse. Neuer wohl auch großartig, Abwehr ähnlich gruselig wie das Kellnerteam im „Spoke“? Das gibt sich, bis wir wieder zu Hause sind, die Jungs steigern sich.

Also: alles Gut, wir waren heute irgendwie ständig „auf Kante“ am Abgrund. Toller Nationalpark, wir mögen Utah. Und das Gute: es scheint hier irgendwie lockerer geworden zu sein mit den Bier-/Cocktailregelungen - sogar sonntags!

Morgen fahren wir nach Colorado, die Rockies rufen. Dann naht aber auch schon das Ende dieser bislang fantastischen Reise. macht nix, wir sind so was von „country“ ;-)

Tagesetappe: 193 Kilometer
Übernachtung:
River Canyon Lodge, 71 West 200 North, Moab, UT 84532

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