Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

„Tipsy“ im Basislager …

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Ghost Town "Cisco" am Hwy.#128, UT

Rumms - ich falle fast aus dem Bett. 05:00 Uhr früh, es hat gedonnert, aber wie! Dabei bleibt es aber; kurzes weiteres Wetterleuchten, kein Regen, weiterschlafen. Das Wetter scheint sich aber zu ändern.

2,5 Stunden später: wir stehen auf, packen zusammen, skypen mit Birgit und der lustigen Johanna, die langsam wieder anfangen darf, Gitarre zu üben - wir sind bald zurück!

Draußen dunkle Wolken, gemischt mit blauem Himmel, das Wetter scheint nicht zu wissen, was es will. Und so bleibt es heute meist auf der Fahrt. Diese Kontraste wechseln alle paar Minuten.

Dann brechen wir auf, tanken bei Shell gegenüber voll und organisieren dort auch äußerst schmackhafte Sandwiches und den obligatorischen Riesenkaffee - reicht bis mittags. Zum ersten Mal probieren wir auch „Jerky“, in dünne Scheiben geschnittene Scheiben Rindfleisch, gesalzen und gewürzt. Ist hier total hip und an jeder Tankstelle in 100 Geschmacksrichtungen zu haben. Mir fallen meine Karl-May-Erinnerungen ein: hatte nicht auch Old Shatterhand immer Büffelfleisch in Scheiben geschnitten, nach Art der Indianer („native Americans“) getrocknet und dann unter dem Sattel weich geritten? Schmeckt genau so, dieses dehydrierte Fleisch, gar nicht schlecht. Ist doch hoffentlich auch Beef und nicht der dehydrierte Wanderer, von dem Ranger Dustin im Arches NP sprach …??

Am Ortsausgang von Moab biegen wir auf den „Scenic Byway“ #128 East ab; anderer Name: „Colorado River Way“. Den wollten wir immer schon fahren und ehrlich: von Moab Richtung Grand Junction, CO gibt es keine schönere Strecke - und der Umweg umfasst nur 20 Minuten. Immer am Colorado entlang, der hier in gemächlichen Schleifen direkt neben der Straße fließt. Mehr als die Straße passt anfangs auch nicht in diesen Canyon: turmhoch erheben sich rechts und links die roten Felswände „südlich vom Arches NP“. Die Straße ist wie eine Achterbahn mit vielen Kurven; Gabis Kurzfassung: „wie Bootfahren - nur ohne Wasser!“

Später weitet sich der Canyon, rückt dann aber wieder zusammen. Am Flussufer liegen einige Ranches mit Hütten direkt am Colorado. Klasse, hier könnte man auch mal übernachten.

Ende der Straße, links abbiegen hieße ein kleines Stück zurück fahren, rechts geht es über „Cisco“ in die richtige Richtung etwas weiter über Landstraße - beide Wege führen zur Interstate 70. Wir entscheiden uns für „Cisco“ und erreichen den Ort (?) wenige Minuten später. Überraschung: sieht auf den ersten Blick aus wie nach einem Angriff imperialer Sturmtruppen (hallo Star-Wars-Freunde). Kein Zweifel: eine Ghost Town neueren Datums, nicht aus dem 19. Jahrhundert wie sonst. Wir fahren ein wenig rum, steigen aus und machen Fotos. Absonderliche Motive. In einer Hütte könnte noch jemand wohnen, neueres Auto vor der Tür. Nur: was will der hier? Ein einsamer Prairie-Dog schaut aus seinem Loch und putzt sich. Jetzt haben wir Cisco mal gegoogelt und finden unsere Annahmen bestätigt. Sogar in „Thelma & Louise“ ist der Ort zu sehen …

Einmal auf der Interstate geht es fix voran. Auf das Colorado NM verzichten wir angesichts des grauen Himmels. Heute ist Reisetag, der ist auch so lang genug.

Mit der Fahrerei wechseln wir uns ab; der Soundtrack aus aktuellen Country-Songs der schwungvollen Art, den ich heute morgen zusammengestellt habe passt prima. Und die I-70 ab Grand Junction in die Rockies ist wunderschön zu fahren. Leider gibt es derzeit einige Baustellen, aber die Landschaft ist atemberaubend und abwechslungsreich. Bergig ist es in allen Felsfarben und dazu jede Menge Wald. Wir passieren bekannte Wintersportorte wie „Beaver Creek“ und „Vail“. Hier liegt an den Hängen noch Schnee und die Häuser haben was von „Alpen-Look“.

3.230 Meter führt die Autobahn (!) hinauf auf den „Vail-Pass“; ganze 3.449 Meter überwinden wir später auf dem Hwy.#40 kurz vor dem Ziel. Für europäische Verhältnisse ist das schwer vorstellbar.

Unsere Betten in Winter Park stehen immer noch auf einer Höhe von 2.804 Metern - das ist quasi das Basislager vor der Überfahrt der Rocky Mountains morgen.

Das Wetter ist auch hier durchwachsen. Trocken schlendern wir die Hauptstraße entlang, der Rückweg wird nasser. Früh dran sind wir heute, das ist gut. Im „The Ditch on 40“ schlagen wir zu. Coole Kneipe mit vielen Familien zu Gast. Margarita, Bull and Bush Man Beer IPA, dazu Chillis bzw. Fish-Sandwich mit Onion Rings. Und zum Nachtisch: Colorado Whiskey: wir genehmigen uns einen „Breckenridge“ und einen „Peach Street“ - gute Portionsgrößen! Und der Peach Street ist immerhin „aged more than 2 years“. Aber im Ernst: es sind Bourbons und sie schmecken sehr „vollmundig“. Zurück im Best Western steigen wir in den „Hot Tub“, einen echt heißen Whirl-Pool. Drin sitzen bereits zwei Männer aus Remscheid, die mit 8 anderen ihres Kegelclubs auf Harley-Tour sind. Erster Tag, wir hatten sie bereits am Front-Desk getroffen. Wir fragen, ob wir zu ihnen steigen dürfen - „kein Problem, aber wir sind nackt!“ Hatte ich schon ohne Brille gesehen. Gabi erkennt es erst, als die beiden den Pool verlassen ;-)

Jetzt geht es uns gut - wir sind „a little bit tipsy“, haben aber den Abend noch vor uns. Alles prima, bis morgen!!

Tagesetappe: 534 Kilometer
Übernachtung:
Best Western Alpenglo Lodge, 78665 US Highway 40, Winter Park, CO 80482

Immer auf Kante ...

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Gabi einmal mehr auf der Kante, Shafter Canyon Overlook, Canyonlands NP, Island in the Sky, UT


Gute Nacht in schönem Zimmer; nur Frühstück gibt es in der River Canyon Lodge nicht. Macht uns nichts, denn wir müssen eh in den Family Market, weitere 24 Pullen Wasser kaufen. Da sind Sandwiches & Wraps schnell mit im Einkaufswagen. Auch etwas Obst, neue Müsliriegel und anderes landet dort. Für den Kaffee stehen wir wieder Schlange - es ist halt Starbucks, das hier heißes Gold aufbrüht.

Am Arches NP rollen wir vorbei Richtung Norden, biegen aber bald links ab Richtung Canyonlands NP. Die Straßenführung schlängelt sich wie der Colorado dahin und gibt schon einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Vor den Nationalpark hat der liebe Gott nämlich noch einen Statepark gebaut: den Dead Horse Point SP. Den fahren wir als erstes an: 10$. Am Visitor Center meinen wir, schon am Aussichtspunkt zu sein. Also gehen wir nach rechts, den East Rim Trail entlang. Treffen dort u.a. junge Amerikanerinnen mit einer finnischen Freundin, die in Kanab Freiwilligendienst macht. Mit denen klönen wir ein wenig, finden den erwarteten Aussichtspunkt auf die Coloradoschleife aber nicht. Also in die andere Richtung, gleicher Trail. Uns begleitet ein amerikanisches älteres Ehepaar, die wir am Restroom kennen gelernt haben. Sie beginnt gerade mit einer kleinen Nikon DSLR zu fotografieren, er berichtet, dass die beiden gerade 3 deutsche Austauschstudenten wieder nach Hause entlassen und sich vorgenommen haben, nun mal alle die wunderbaren Nationalparks etc. anzuschauen, die die ganzen Europäer schon gesehen haben.

Da haben wir natürlich Gesprächsstoff satt. Ich kann ein paar Hinweise zu den Automatiken der Nikon geben und ihr gefällt mein neues „PeakDesign“-Tragesystem für die Kamera. Dazu berichten wir von unseren Erlebnissen der letzten Tage, ich erzähle zum x-ten Male die Bärengeschichte von der Vernal Bridge und die beiden sind begeistert. Die Zeit vergeht im Flug, nur der Viewpoint ist nicht in Sicht. Der war doch direkt am Parkplatz? Jetzt endlich begreife ich: wir müssen mit dem Auto erst noch bis zum Ende der Straße fahren - hier am Visitor Center gibt es zwar nette Trails, aber nicht den ersehnten Aussichtspunkt. Also an alle, die nach uns kommen und begrenzte Zeit haben: ausnahmsweise mal nicht am VC anhalten sondern gleich durchfahren bis zum „Dead End“ - dort ist der eigentliche Viewpoint!

Ich schieße mal wieder einige Panoramaaufnahmen. Der Legende nach diente diese Stelle einst als Corral für wilde Mustangs. Die herzlosen Cowboys suchten sich die besten aus und ließen die anderen gefangen in der Absperrung auf der Felsnase zwischen Abgrund und Zäunen. Dort verdursteten sie mit Blick auf den Colorado, der 2.000 Fuß tiefer lockte. Traurige Story!

Danach fahren wir das Visitor Center im Eingangsbereich zum Canyonlands NP an. Wir sind hier im Bereich „Island in the Sky“ - einem von 3 Teilen dieses riesigen Nationalparks. Dem Ranger sage ich, was wir hier bereits kennen und frage nach empfehlenswerten Trails („Hikes“) für den Tag. Er empfiehlt genau die Dinge, die wir zu Hause bereits ausgeguckt hatten. Allerdings rät er zu einer anderen Reihenfolge, des Fotolichtes wegen. Immer wieder gut, Experten zu fragen.

Also fahren wir zuerst in den Nordwesten, um den Trail zum „Upheaval Dome Overlook“ zu absolvieren. Die „umgewälzte Haube“ sieht wirklich skuril aus. Eine Tafel beschreibt zwei Entstehungstheorien: kleiner Meteoreinschlag mit anschließender Erosion oder dicke Salzschicht eines Meeres, die anschließend gehoben, gesenkt und verformt wurde. Egal - hier ist nicht viel los und wir genießen die Wanderung, die wegen der Steigung mit 1 Stunde angegeben war, von uns aber inkl. Fotoshooting in 28 Minuten bewältigt ist. Gabis Motto: „Je schneller wir laufen, um so eher sind wir wieder im Schatten!“ Auch eine Logik, gesund und sportlich dazu!

Wir fahren weiter Richtung Südwesten zum längeren Trail des Tages: „Murphy’s Point“. Der ist mit knapp 6 km und 2 Stunden angegeben und wir benötigen 1,5. Interessant ist, dass man auf dieser grünen „Insel im Himmel“ von Trailhead zu Aussichtspunkt etc. durch eine grasige, grüne, leicht hügelige Landschaft fährt und meist erst im letzen Moment sieht, dass da dieses gigantische Loch ist überall - bodenlos. Gabi sagt: „Einfach zu malen. Untere Hälfte grün, obere Hälfte Blau. Dazu ein paar Schäfchenwolken und Bäume - fertig!“ Recht hat sie!

So wandern wir auch zum Murphy’s Point zunächst durch Wiese und krüppeligen Baumbestand. Dann tut sich der Abgrund auf: erste Tiefblicke und irgendwann geht es nicht mehr weiter. Ende. Loch. Abgrund. Fast 360-Grad-Blick. Sagenhaft! Auch auf diesem Trail treffen wir kaum eine Menschenseele. Am Trailhead stehen gerade mal 3 Autos, unseres mitgerechnet. Den Murphy’s Point haben wir für uns allein. Wir klettern in den Felsen herum und machen Fotos. Gut!

Sehr gut ist auch Gabis Organisation. Nach und nach leeren wir 6 Flaschen Wasser und erleichtern so ihren Rucksack merklich. Das gekühlte Nass erfrischt bei der sengenden Hitze sehr. Aber auch für energetischen Nachschub hat sie gesorgt: immer wieder kommt ein Apfel, ein Müsliriegel, eine Handvoll „Trailmix“ (Studentenfutter mit kandierten Früchten) o.ä. zum Vorschein. Auf dem Weiterweg zum Grand Viewpoint schießt sie den Vogel ab und serviert gekühlten Eiskaffee im Auto: einfach köstlich! Die Flasche (der Marke Starbucks) hatte sie heute Morgen im Family Market gekauft und zwischen Eisblöcken in der Kühltasche bis zu diesem Moment auf genau der richtigen Temperatur gehalten. Dazu gibt es „salty snacks“ in Form von Chips. Wie sagten die Guides von „Dreamland Safari Tours“ letzte Tage: neben Wasser sind salzige Snacks lebenswichtig. Super: Chips am hellichten Tage quasi auf Rezept!

Nach dem Grand View Point stoppen wir noch am White Rim Overlook und Green River Overlook. Dann fahren wir zum Abschluss noch zum Mesa Arch. So langsam müssen wir aus der Sonne raus! Hier ist die Busladung Franzosen gerade auf dem Rückweg und wir haben Glück, dass am Arch nicht viel los ist. Wir machen unsere Bilder und ich bediene auch wieder einige fremde Kameras. Dabei ergeben sich neue Gespräche, u.a. mit einem deutschen Paar aus der Nähe von Stuttgart. Er ist locker über 80 Jahre und die beiden bereisen zum ersten Mal den Westen inkl. Yellowstone, San Francisco und LA. Respekt! Das möchten wir in dem Alter auch noch schaffen!

Die Rückfahrt nach Moab dauert eine knappe Stunde. Wir sind echt durch und durch erhitzt. Also springen wir gemächlich in den Pool, wo ich eine Schweizerin treffe. Wir plantschen und reden - es ist hier irgendwie immer so, dass wir ins Gespräch kommen. Sie ist mit ihrem Mann und 2 Freundinnen unterwegs, die beiden kennen sich gut aus und zeigen den beiden Mädels, was Amerika zu bieten hat. Und zwar komplett. Sie wohnen mit Blick auf den Flughafen Zürich, sind vor 2 Wochen nach New York geflogen und mit dem Auto bis hierher gefahren. Da sie alle nun Rentner/innen sind, haben sie Zeit. 6 Wochen sind eingeplant. Über die großen Nationalparks in Utah/Arizona geht es nach LA, dann San Francisco, Yellowstone und wieder zurück nach New York. Doppelter Respekt!

Duschen, anziehen, Burger essen! Die angesagteste Braterei ist das „The Spoke“ an der Mainstreet. Kurzfassung, es ist spät geworden bei denen: super Burger, gute Onionrings, „Moab Sunrise“ für Gabi, zwei (von 9 vom Fass erhältlichen) lokalen Bieren aus Moabs Mikrobrauereien schmecken mir richtig prima: das „Red Rye IPA“ und das „Dead Horse Amber Ale“ (letzteres musste einfach probiert werden nach der traurigen Pferdegeschichte). Aber deren Organisation: abenteuerlich! Ein Lärmpegel, unglaublich. Kein/e Kellener/in macht planvoll etwas zu Ende. „Wait to be seated“ dauert eine Ewigkeit, obwohl Tische frei zu sein scheinen. Gruselig! Aber sehr freundlich waren sie. Und wir hben dort im Fernsehen dann auch den Grund für „Stars and Stripes“ auf Halbmast am Visitor Center gesehen in der Sondersendung: 50 Tote in Orlando bei Schießerei in einem Nachtclub - ISIS? Heftig!

Jetzt ist das Tagwerk getan. Mit Freude habe ich vernommen,das „Jogis Jungs“ die Ukraine 2:0 geschlagen haben. Schweini in der Nachspielzeit, klasse. Neuer wohl auch großartig, Abwehr ähnlich gruselig wie das Kellnerteam im „Spoke“? Das gibt sich, bis wir wieder zu Hause sind, die Jungs steigern sich.

Also: alles Gut, wir waren heute irgendwie ständig „auf Kante“ am Abgrund. Toller Nationalpark, wir mögen Utah. Und das Gute: es scheint hier irgendwie lockerer geworden zu sein mit den Bier-/Cocktailregelungen - sogar sonntags!

Morgen fahren wir nach Colorado, die Rockies rufen. Dann naht aber auch schon das Ende dieser bislang fantastischen Reise. macht nix, wir sind so was von „country“ ;-)

Tagesetappe: 193 Kilometer
Übernachtung:
River Canyon Lodge, 71 West 200 North, Moab, UT 84532

Hiking Arches NP

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Jürgen auf dem "Park Avenue Trail", Arches NP, UT

Die Ranch hat etwas Besonderes. Einerseits: kein Fernsehen, kein Wifi (jedenfalls kein ernst zu nehmendes, denn nur für ein paar Minuten Mails checken entspricht nicht dem Standard). Andererseits aber auch: die schnuckelige Cabin, eigener Grill- und Feuerplatz, Tierbeobachtung bei jeder Mahlzeit, viel frische Luft, sogar beim nächtlichen Gang zum eigenen Badezimmer mit Taschenlampe quer über die Wiese u.v.m. dazu die Stille und die kleinen Geräusche der kleinen Tiere, die überall zirpen, rascheln und pfeifen. Schön, in der Cabin bei offenem Fenster zu liegen und zuzuhören. Wir fühlen uns sehr wohl hier - komplett relaxt alles.

So sind wir auch nicht traurig, als sich der Himmel heute morgen zunächst bedeckt zeigt. Kalt
ist es nicht und das Frühstück steht schon auf der Terrasse bereit, als wir hinausschauen. Gabi lupft das Handtuch - gedeckt hat Bill auch schon.

Schnell unter die Dusche, dann gibt es wieder ein leckeres Frühstück wie gestern. Dazu schmecken bestimmt auch ein paar gesalzene Lays Chips; klar! Chips essen die Amis zu jeder Gelegenheit auch als Beilage wie wir z.B. Pommes. Warum nicht auch zum Frühstück? Es steht nirgendwo, dass das nicht sein darf.

Wir packen unsere sieben Sachen ins Auto und fahren zu Bill hoch. Auschecken geht hier nicht so wie im Motel: Schlüssel abgeben und weg. Wir klönen noch eine ganze Zeit miteinander, bewundern seinen Smoker, schmieden Pläne für den nächsten Aufenthalt, dann würde er gerne mit uns wandern gehen.

Es ist wieder 09:30 Uhr, ehe wir tatsächlich weg kommen. Das nehmen wir inzwischen ganz gelassen - uns treibt ja niemand. Gas & Coffee tanken in Montichello, dann fahren wir zum Arches NP. Last Minute Tickets für die Fiery Furnace sind leider nicht zu kriegen. Die Rangerin rät uns aber, beim nächsten mal mit 2 Tagen Vorlauf zu kommen, dann kann man meist was kriegen für 5 pm. Bezüglich der Wettervorhersage spricht sie von einer 20%igen Chance auf Donnerwetter. Dann solltest du nicht auf den Trails unterwegs sein.

So fahren wir als erstes zur Wolfe Ranch, um den Delicate Arch Trail zu absolvieren. Der gehört für uns einfach dazu. Derzeit ist es sehr bewölkt und windig. 2-3 Tropfen fallen auch, wenn man genau hinguckt - das meiste verdampft aber, bevor es den Boden berührt. Vorsichtshalber packen wir aber unsere Regenjacken und wie immer reichlich Wasser in die Rucksäcke. Einen Parkplatz zu bekommen brauchte etwas Geduld. Drei mal sind wir im Kreis gefahren, dann hatten wir einen.

Und auch auf dem Trail ist schnell klar, was uns heute erwartet an einem Samstag in den Ferien: die halbe Welt ist hier unterwegs, darunter sehr, sehr viele Familien mit Kindern und auffällig viele russische Staatsbürger. Es ist schon sehenswert, wer und was sich da den Slickrock hinauf quält. Vor allem in welchen Klamotten und Schuhen - oder besser: Latschen.

Egal, wir haben unseren Spass an dieser tollen Wanderung und lassen uns auch durch den „Traffic“ oben am Arch aus der Ruhe bringen. Entspannt setzen wir uns oben in die große „Bowl“, auf deren Rand der spektakuläre Delicate Arch steht. Im Hintergrund die La Sal Mountains - erhabener Anblick und die Sonne lässt sich jetzt auch langsam sehen und schiebt die Wolken beiseite.

Gabi kann oft nicht hinsehen: die Leute stehen doch tatsächlich Schlange für ein Foto, zu dem sie unterhalb des Arches stehen. Eben diese Leute mit dem besagten Schuhwerk und sehr, sehr viele kleine Kinder. ich bin vor einigen Jahren auch mal an diese Stelle gegangen und muss sagen, dass dies eine derjenigen ist, an denen ich echt froh war, als ich wieder in Sicherheit war - besonders bei dem damals auch vorherrschenden starken Wind. Man sieht die Leute dort stehen - die Fotos sind nett. Was man wissen muss: nur 2-4 Meter dahinter geht es senkrecht in die Tiefe und auch ein Sturz nach vorne in die “Bowl“ hat schon manchen das Leben gekostet. Dort einfach 4-6-jährige Kinder alleine in Flipflops hinzuschicken oder mit denen da Faxen zu machen grenzt für mich an Wahnsinn. Dennoch: alle 1-2 Minuten neue Leute zwischen den Pfosten. Am besten ist der russische Staatszirkus, der dort Kunststücke vollführt: Frauchen schubst Pummelchen „zum Spaß“, der rudert mit den Armen - sie hüpft in Latschen mit hohem Absatz auf einem Bein, die Teenies machen Turnübungen. Jeder versucht den anderen zu übertreffen.

Kann einen nervös machen, aber es sind ja immer Erwachsene dabei, die verantwortlich sind. Und wie sagt der junge Ranger Dustin, mit dem ich mich eine ganze Zeit lang unterhalte: „Total verrückt, aber wie willst du die Leute davon abhalten - sie müssen wissen, was sie tun. Bitte nicht falsch verstehen: m.E. kann man dort hingehen und sich fotografieren lassen. Das habe ich ja auch schon getan. Aber man sollte in dem Moment seine Sinne beisammen haben - echte Empfehlung.

Ich mache einige Fotos für nette Leute mit deren Kamera und wir führen dadurch wieder eine Reihe schöner Gespräche. Dustin erzählt mir, dass die allergrößte Gefahr hier die Dehydration ist. Die Leute trinken einfach zu wenig. Dazu die Sonne, die Höhe, der Aufstieg, der manchen viel abverlangt - und dann trinken sie zu wenig. Er sagt, dass hier jährlich mehrere Leute aus diesem Grund sterben - mehr als abstürzen. „Wenn du schnell bist, kannst du in 20 Minuten über den Trail wieder unten sein; in der letzten Woche haben wir einen runter geschleppt, der wegen Dehydration zusammen geklappt ist. Das hat 4 Stunden gedauert.“

Aber nochmal: für uns ist das DIE Empfehlung im Arches NP; sehr schöner Trail und für normal konstituierte Leute mit Wasser im Rucksack überhaupt kein Problem - im Gegenteil: Genuss pur!

Wieder unten machen wir kurz ein paar Fotos von Petroglyph, die im Felsen eingeritzt sind und mach uns auf dem Weg zum Trailhead des „Park Avenue Trail“, halten unterwegs aber noch kurz am „Balanced Rock“ und an anderen Viewpoints, um ein paar Fotos zu schießen.

Den Park Avenue Trail kennen wir noch nicht. Er befindet sich ganz vorne im Park und führt nicht zu Arches, sondern durch eine Felsenschlucht, die an eine Hochhauszeile in einer amerikanischen Großstadt erinnert. Hier ist kaum was los. Start ist für uns bei den „Courthouse Towers“, so läuft man den Hinweg bergauf und auf dem (gleichen) Rückweg bergab. Man könnte den Trail auch am Park Avenue Viewpoint starten, dann ginge es anders herum.

Es ist toll, hier umherzuwandern. Wir treffen kaum eine Menschenseele. Anschließend müssen wir aber raus aus der Sonne, die inzwischen wieder gnadenlos vom blauen Himmel brennt.

Bis Moab ist es nicht weit und wir checken in der River Canyon Lodge ein. Positive Überraschung! Das Zimmer ist sehr modern und hat ausnahmsweise mal keinen Teppichboden. Sehr schön alles!

Ein Sprung unter die Dusche macht uns fit für neue Taten. Das Wifi ist sehr fix, die Homepage ist wieder ok. Gut, dass alles vorbereitet war, nun bin ich wieder zufrieden damit.

Zu Fuß gehen wir ein Stück die Main Street hinab. Gabi hatte im Arches NP schon so doll Lust auf Spaghetti, dass wir nicht lange überlegen müssen. „Jay’s Pasta“ ist pickepacke voll innen und draussen, dennoch bekommen wir zwei noch gerade so einen Tisch. Andere warten kurz darauf wie gewohnt in einer kleinen „Schlange“, dass sie ihren Tisch bekommen. Gut, dass wir so zeitig sind. Spaghetti Bolognese, Pizza (ausnahmsweise mal echt italienisch mit dünnem Teig), ein gemeinsamer Salat, ein Bier und für Gabi eine Margarita - sehr lecker!

Nach einem kleinen Bummel an den Geschäften entlang landen wir wieder im Zimmer. Ein Gläschen Wein, Tagebuch schreiben, Fotos aussuchen - das übliche. Früh fertig sind wir und heute habe ich mal wieder Lust auf ein wenig amerikanisches TV. Mal sehen, was es gibt.

Das war wieder ein sehr schöner Tag mit Wanderungen im Arches NP. Morgen gibt es einen Ausflug in den Canyonlands NP mit ganz viel Abwechslung- versprochen …

Tagesetappe: 185 Kilometer
Übernachtung:
River Canyon Lodge, 71 West 200 North, Moab, UT 84532

„Some Days are Diamonds“

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Gabi auf dem Dry Wash Cave Ruins Trail, Abajo Mountains, UT

Wieder John Denver im Titel - ich kann nichts dafür; siehe unten.

Dafür, dass die Nacht durch unsern Besuch bei der „Milky Way“ unterbrochen war, wachen wir erstaunlich erfrischt auf. Vor der Tür steht bereits der Picknickkorb mit dem Frühstück, das Bill freundlicherweise für uns bereitet hat.

Es ist unglaublich warm hier um 08:00 Uhr morgens. Wir setzen uns an unseren Gartentisch, blicken auf die grüne Wiese und unsere im hellen Morgenlicht strahlende Cabin und lassen uns würzigen Bacon, Rührei, Flatbread, Reste Cherrytomaten von gestern Abend, eingemachte Birne, einige Nektarinen, Joghurt, Saft und Kaffee schmecken. Währenddessen kreuzt ein Truthahn die Wiese und schwirren kleine Vögelchen zu den Futterplätzen, die Bill hier überall für die eingerichtet hat.

Anschießend spazieren wir abwechselnd zu unserer Badezimmerhütte, duschen und ich kümmere mich auch mal um eine erste Entwicklung der Milchstraßenbilder. Sieht schon sehr passabel aus für den ersten Versuch. Leider habe ich vergessen, den Verwacklungsschutz (VR) am Objektv auszuschalten; das bewirkt auf dem Stativ genau das Gegenteil - vielleicht geht es nächste Nacht noch schärfer. Und auch in Sachen Lightpainting könnten wir noch was ausprobieren, mal sehen.

Bill kommt vorbei und erzählt uns von den Abajo Mountains, in denen wir hier sind. Er hat einen Wandervorschlag für uns, zum Trailhead ist es nicht so weit und wir könnten dies in einen ruhigen, erholsamen Tag einbetten. Er will uns den Weg zeigen - so verabreden wir uns für später. Von der ersten Entwicklung unseres Milchstraßenfotos ist er so begeistert, dass er es kaufen möchte. Bekommt er so - unter Freunden.

Nun leihe ich mir kurz sein „tragbares Wifi“ aus, damit ich in der Cabin Empfang habe. Es reicht aber für die Pflege der Website u.ä. nicht aus, sein Tarif lässt größere Up-/Downloads nicht zu. Ungewöhnlich, aber wir kommen an diesem wunderbaren Platz auch mal ohne aus. Immerhin kann ich ein kurzes „Uns geht es gut!“ per Mail nach Hause schicken. Nun muss ich sehen, dass die Website morgen in Moab wieder in die Spur kommt.

Gegen 11:00 Uhr fahren wir hinter Bill her in die Berge. Nach einigen Kilometern wird aus der schmalen Straße eine „Dirt Road“. Es staubt erheblich, aber wir kommen gut voran. So landen wir am „Manti Lasal National Forest Campground“ in the middle of nowhere. Kein Mensch hier.

Bill zeigt uns, wo es lang geht und was wir hinterher noch machen könnten, gibt uns seine Backcountry-Landkarte und schon stiefeln wir los. Es geht immer an einem kleinen Creek (Bächlein) entlang auf schmalem Pfad in saftig grüner Landschaft. Der Weg eröffnet immer wieder schöne Ausblicke in Canyons und Täler tief unten. O Wunder, wir begegnen einem Paar aus Arizona, das sich auch hierher verlaufen hat, wechseln wie immer einige nette Sätze und wünschen uns gegenseitig einen guten Weg. Nach einer Stunde gemütlicher Wanderung erreichen wir das Ziel und damit auch das Ende des Trails: die Cliff Dwellings.

Ähnlich wie im Mesa Verde NP gibt es hier „Höhlen“ die eigentlich nichts anderes sind als geschützte Mulden in der senkrechten Felswand, die um das Jahr 1250 von Indianern belebt wurden. Diese haben hier so etwas wie Pueblos in die Mulden gebaut, einige Wände und Leitern kann man noch sehen hoch oben in der Wand.

Auf dem Rückweg biegen wir um eine Kurve am Creek, da steht ein Mule Deer (Dam-/Rotwild) direkt vor uns, Marke „Großohrenhirsch“ und äst besinnlich an den Eichenbüschen. Ich mache ein paar Fotos; die sehr großen Schmetterlinge, die uns hier umfliegen, sind nicht so geduldig und entziehen sich jedem Versuch, sie ansehnlich vor die Linse zu bekommen.

Wieder zurück am Trailhead und Auto sind 2 Stunden um, 6,5 km geschafft in dieser Höhe. Mein Rücken ist wieder pitschnass geschwitzt und wir lassen erst mal die Hitze aus dem Auto.

Dann fahren wir (Bills Ratschlag folgend) eine der Backcountryroads entlang, immer hinauf und hinab am Berghang, immer mit fantastischen Ausblicken auf die Gegend. Auch einen sehr imposanten Arch sehen wir weiter unten. Die Straße ist in einem erträglichen Zustand. Viele Kurven, Kehren, seltener Gegenverkehr, tiefe Fahrrillen und -spuren, viel Staub, immer wieder „falling rocks“ mitten auf der Straße sowie das Abhandensein jeglicher Leitplanken oder Absicherungen am Abgrund verlangen jedoch volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Die ist vorhanden und es bleibt immer wieder Zeit für das ein oder andere Foto. John Denver singt „Some Days are Diamonds“ - Recht hat er!!

Nach einiger Zeit kehren wir um, machen noch Halt an einem sehr netten See und fahren zurück zum Zimmer. Kurzes Video über „Milchstraßenfotografie“ zur Auffrischung, dann „Mittagsschlaf“! Hatten wir auch noch nicht in diesem Urlaub, tut der Kondition aber sicher gut.

Dann setzen wir uns in „unseren“ Garten bei den Vögelchen und schreiben Tagebuch. Bill kommt vorbei und fragt, ob es ok für uns ist, wenn er uns gegen 7:30 pm unser Dinner bringt. Klar! Wir hatten bereits von zu Hause aus mit ihm gemailt und smoked Spare Ribs gewünscht für heute Abend. Die sollen seine Spezialität sein - mal sehen, oder besser: schmecken! Wir fachsimpeln eine ganze Zeit über Grills, Zubereitungsmethoden, Vorteile von Kohle und Gas sowie die Notwendigkeit von Smokern und das „perfekte Steak“.

Kleine Vögel fliegen tief, ein Falke zieht hoch oben seine Kreise - mich nerven die schwirrenden Insekten etwas - vielleicht könnt ihr die mal fressen?

Zwischendurch verschwindet Gabi mit dem Teleobjektiv - sie hat wieder Truthähne gesichtet, die sich aber wie die Schmetterlinge einige Stunden zuvor zieren. Als sie wieder zurückkommt, schimpft sie über die scheuen Viecher, hat aber zwei Glas gekühlten Weißwein dabei - mir sind die Truthähne sofort egal ;-)

In Europa beginnt nun die Meisterschaft um den begehrten Pokal. Hoffentlich gibt es schönen Fußball und es geht alles Gut. Die Sicherheitslage macht mir schon Sorgen. Ich freue mich aber auf schöne Fußballabende mit Heiner ab nächsten Wochenende.

Bill rollt pünktlich mit seinem SUV heran und lädt unser Abendessen aus: Spareribs und Hühnchenbrust vom Smoker in beachtlicher Menge. Bezüglich der „Chickenbreast“ muss ich morgen früh mal die Truthühner zählen - er wird doch nicht? Dazu gibt es Cowboybeans, Salat, Garlic Bread und passende Sößchen. Sehr, sehr lecker und vor allem wunderbar in dieser Umgebung. Wieder einmal sind wir sehr dankbar, so etwas erleben zu dürfen.

Gut gesättigt machen wir uns über die Fotos von gestern und heute her. Wir suchen einige für die Website aus, bearbeiten diese und zünden das Lagerfeuer an. „Cowboy-TV“! Der Wecker ist gestellt, Miky Way, wir kommen - lässt du dich sehen?

John Denver hat Recht: „Einige Tage sind wie Diamanten“ - für uns erscheint derzeit wieder jeder Tag so zu sein; die Millionen von Sternen machen auch den Eindruck, als wären sie kleine Edelsteine …

Aber heute Nacht nicht! Die Kamera ist gerüstet und auf dem Stativ montiert. Um 02:00 Uhr klingelt das iPhone, wir ziehen uns an, gehen vor die Hütte und - keine Sterne. Unglaublich, wenn uns das gestern so gegangen wäre, dann hätten wir heute den Wecker gar nicht mehr gestellt. Im Rückblick: was für ein Glück, dass es so herum kam. Wir setzen uns einen Moment in die Gartenstühle, schauen in den Himmel, gehen dann wieder zu Bett. Ich schaue um 03:00 Uhr noch einmal - einige einzelne Sterne, aber nicht zu vergleichen mit gestern. Gabi schaut um 04:00 Uhr - auch nicht besser. Dann halt heute nicht. „Some Days are Diamonds, some Nights are not!“

Tagesetappe: 48 Kilometer
Übernachtung:
Abajo Haven Guest Cabins, 5440 North Cedar Edge Lane, Blanding, UT 84511

„It’s good to be back home again!“

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Gabi vor der Cabin in der Abajo Haven Guest Ranch, Blanding, UT

Entgegen unseren früheren Gewohnheiten lassen wir uns auch an einem längeren „Reisetag“ nicht wecken - schlafen bis fertig, ups - so spät schon? Mist, die Webpage ist nicht hochgeladen, obwohl ich sie heute Nacht nochmal angestoßen hatte. Irgendwas ist mit dem Netz - vielleicht habe ich das Datenvolumen des Motels gesprengt? Ich starte einen letzten Versuch, 457 Dateien während des Frühstücks hochzuladen. Jetzt ist klar, hat nicht geklappt - damit ist die Seite für die nächsten Tage nicht „sauber“, die aktuellen Bilder und Berichte fehlen auch und bei Bill auf der Ranch wird sich das nicht beheben lassen.

Egal - nach reichlichem Frühstück können wir nicht mehr länger warten, es ist schon 09:30 Uhr als wir losfahren. Kurz vor Page tanken wir voll, kaufen den obligatorischen großen Kaffee für die Weiterfahrt und machen uns auf den Weg Richtung Monument Valley.

Hier waren wir schon einige Male und es ist diesmal kein längerer Stop für uns vorgesehen. Daher fahren wir vorbei und machen nur einige Bilder von der Straße aus - das ist m.E. auch schon die halbe Miete für das, was hier für erschwingliches Geld ansonsten geboten wird. Dennoch werden auch wir irgendwann mal tiefer in das Tal abbiegen - dafür werden wir aber einen Navajo-Guide nehmen müssen.

Der Harley-Club Würzburg rollt mit einigen Maschinen an. Schmuck sehen Fahrer und Beifahrerinnen aus in ihren Kluften. Auf Helme verzichten die meisten hier offensichtlich. Sie stellen sich in Formation und fahren dann den Hügel hinauf, hinter sich die Straße mit der berühmten Kulisse - oben wartet ihr Fotograf. Das werden schöne Erinnerungen für die Truppe!

Bei Mexican Hat biegen wir auf die Straße #261 nach Norden ab. Für eine Fahrt durchs „Valley of the Gods“ ist es schon zu spät, wenn wir noch unsere Knochen bewegen wollen. Und so entscheiden wir uns fürs Laufen und nicht noch mehr Auto fahren - so schön das dort auch ist.

Nächster Stop: Gooseneck SP. Weit unter uns schlängelt sich der „San Juan River“ durch sein Bett, das er sich in Jahrtausenden (eher Jahrmillionen?) in den Fels gefressen hat. Schöne Ausblicke für 5$ Gebühr.

Dann machen wir uns auf den „Moki Dugway“ - die Fahrt durch die steile Felswand auf unbefestigter Piste lassen wir uns nicht entgehen. Immer wieder ein Erlebnis. Gabi hat ein paar Bilder gemacht …

Nächstes Ziel: Natural Bridges NM. Hier waren wir 2011 mal und es hatte uns gut gefallen. Nach dem üblichen Stop am Visitor Center nehmen wir den „Sipapu Bridge Trail“ unter die Füße. Die Sipapu ist die zweitgrößte Naturbrücke der USA nach der Rainbowbridge am Lake Powell. Ein wirklich sehr imposantes Teil!

Und ihr Trail ist der steilste und der mit den meisten Höhenmetern hier im Park - es gibt noch zwei weitere Brücken, die man über einen sehr langen Looptrail auch miteinander verbinden kann. Der Sipapu-Trail ist aber auch spektakulär und deshalb müssen wir den unbedingt nochmal gehen. Einige Treppen und Leitern überwinden die steilsten Stellen - ansonsten geht es über Slickrock und durch Sand hinab. Vertrauen in seine Füße, die Reibungskräfte der Sohlen und etwas Kondition sollte man mitbringen - großer Spaß. Der Moment, in dem du zum ersten Mal Himmel von unten durch den großen Bögen scheinen siehst macht dir die wahre Größe erst bewußt.

Unten angekommen ist es unmöglich, den gigantischen Bogen aufs Foto zu bannen. Jedenfalls mit 24mm Brennweite. Da gibt es doch noch das 14-24mm, das die Nikon „Holy Trinity“ komplett machen würde ;-) Damit hätte ich eine Chance und auch sonst gäbe es gute Einsatzzwecke. Man darf ja noch Träume haben …

Runter waren wir fix, rauf sind wir richtig schnell und das merkst du dann auch in dieser Höhe hier. Gabi springt wie ein Bergzicklein vorweg und ich folge schnaufend. Oben angekommen ist mein Hemd unter dem Rucksack pitschnass. Hat aber mächtig Spaß gemacht. Hemd ausziehen, im Wind etwas antrocknen lassen. Bill muss ich noch anrufen wegen des Abendessens. Hier ist aber null Netz.

So fahren wir die Stunde bis Blanding - unglaublich schöne Strecke mit Ausblicken, die uns immer wieder veranlassen, unseren Urlaub hier zu verbringen. John Denver trällert sein „Back home again“ schon zum zweiten Mal heute - ja, unsere Ankunft gleich bei Bill hat etwas von „nach Hause kommen“.

Unten vor Clark’s Market erreiche ich dann Bill. Er freut sich auch schon und bestätigt, dass wir heute Abend grillen können. Also kaufen wir zwei ordentliche Steaks (Top-Sirloin und Flatiron) - Fleisch ist hier in den USA wirklich bezahlbar, rund 1 $ pro 100 Gramm und unsere kosten 4$ das Stück. Dazu erwerben wir noch Kartoffel- und Tortellinisalat aus der Frischetheke, gemischten Salat, Cherrytomaten und einige andere Sachen. Praktisch: kleine Tütchen mit allen möglichen Senfen, Soßen und auch Töpfchen mit Grillsoßen, Pfeffer und Salz etc. kann man sich hier meist einfach so mitnehmen. Bei Clark ist es so.

Bill erwartet uns bereits bei seiner kleinen Ranch, fährt mit dem Wagen voran und zeigt uns „unsere Hütte“ für die nächsten beiden Nächte. Er hat insgesamt 4 auf dem Gelände und wir bekommen wieder die kleine rote Cabin mit eigenem Grillplatz. Schnell richten wir uns ein, dann entzünde ich schon die „light match“ Grillkohle, die wir auch eben gekauft haben und für die du keinen Anzünder brauchst. Streichholz dran - brennt. Ist bestimmt gesund ;-)

Bill hat Teller und Besteck geliefert; Gabi breitet unsere Köstlichkeiten auf dem großen Tisch bei der Grillecke aus und im schönen Licht der untergehenden Sonne landet unser Fleisch auf dem Rost. Ein Mule Deer kreuzt die Wiese und geht zu einem Bottich, Wasser trinken. Wir scheinen ihr nicht gefährlich zu erscheinen denn bald darauf folgt ihr Junges. Kolibris flattern herum und ein kleiner Hase hoppelt zutraulich umher. Wie hatte Bill eben gesagt: „Willkommen zurück in eurem kleinen, wilden Privatzoo!“

Die Steaks gelingen auf den Punkt und wir tafeln fürstlich - hatten aber auch Hunger nach dem langen Tag. Dann ziehen wir uns eine Jacke und dicke Socken an. Ohne Sonne wird es kühler. Dagegen hilft aber auch das Lagerfeuer, das dank Brandbeschleuniger selbst von mir ganz easy anzuzünden ist. Bill hatte es schon aufgeschichtet.

So verbringen wir den Abend am Feuer. Kein Tagebuch heute, kein Computer. Mit der Dunkelheit kommen die Sterne und wir sind überwältigt davon, wie toll man hier Sterne beobachten kann. keine „Lichtverschmutzung“ - es gibt meilenweit nichts um uns herum.

Da wir sowas geahnt hatten, habe ich mich schon zu Hause in groben Zügen mal mit dem Thema „Wie fotografiere ich die Milchstraße?“ befasst. Ob die wirklich später auch heute von hier zu sehen sein wird?

Die Antwort bekommen wir um 02:00 Uhr nachts, als uns der Wecker aus den Träumen reißt. Egal - hier musst du wirklich nur im Schlafanzug vor die Tür; kein Aufwand. Das lassen wir uns nicht entgehen. Und wie man die Milchstraße hier sehen kann. Uns bleibt die Spucke weg. Zunächst hocken wir uns nur auf die beiden Gartenstühle, die Gabi in weiser Voraussicht vor dem Schlafengehen noch unmittelbar vor unsere Cabin gestellt hat. Sitzen da und staunen. Dann hole ich Stativ und Kamera. Am schwierigsten ist es zu fokussieren in dieser absoluten Dunkelheit. Autofokus kannst du vergessen und manuell ist es ein Herantasten.

Das macht aber alles sehr viel Spaß und wir verbringen 45 Minuten auf diese Weise, bis es uns wieder ins Bett zieht. Welch ein Tag - „It’s good to be back home again!“

Tagesetappe: 518 Kilometer
Übernachtung:
Abajo Haven Guest Cabins, 5440 North Cedar Edge Lane, Blanding, UT 84511

Einmal Page und zurück …

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Gabi & Jürgen am Toadstoole, Vermillion Cliffs NM, UT

Nach den wunderbaren Erlebnissen der letzten beiden Tage haben wir uns für heute Ruhe verordnet. Wir schlafen aus ohne Wecker und werden gegen 08:30 Uhr wach. Puh, meine Beine sind schwer, aber eine erfrischende Dusche macht mich wieder fit.

Jede Menge E-Mails - eine sehr nette von den Eltern zu unseren Fotos und von Ingrid zu den Berichten; sie schwelgt in Erinnerungen an eigenes Erleben hier im Südwesten. Schön!

Ich lade die restlichen Fotos für Vijay und Marks Familie nach Dropbox hoch, richte für Mark & Pat eine Dropbox-Freigabe ein und maile ein wenig mit Vijay hin und her, der ganz begeistert ist von den Fotos auch des gestrigen Tages. Dann skypen wir nach einigen Tagen mal wieder mit Vater und Mutter sowie Birgit, Johanna und Jürgen. Alles ok zu Hause, das beruhigt. Und in Sachen Endspurt „Hausrenovierung“ bei Birgit & Co scheint auch alles im Plan zu liegen. Wir freuen uns für die drei!

So ist es 09:30 Uhr, als wir in den Frühstücksraum schlendern und uns die leckeren Sachen schmecken lassen. Gabi wie meistens süß und gesund (Pfannkuchen, Soße, Obst, Joghurt, Müsli) ich dagegen eher deftig mit Rührei, Bacon, „Bauernpfanne“ (Bratkartoffeln mit Zwiebeln, Paprika etc.) und Salsa. Einzig die hier auch erhältlichen Jalapenos und anderen ganz scharfen Sachen lasse ich um diese Tageszeit liegen. Aber ein Joghurt passt immer rein. Dazu Kaffee und O-Saft - und das obligatorische Frühstücksfernsehen mit Terry.

Dort tritt eine junge Band auf, deren Musik gut klingt - die beiden Frontjungs schmachten ein wenig sehr in die Kamera. Dennoch zücke ich mein iPhone und schaue mal, ob’s die beiden bei Apple Music gibt. Jawohl, ich lade mal zwei Alben von „Dan & Shay“ runter. Gabi kriegt das natürlich mit und bittet mich, auch mal nach dem Song „It all startet with a beer“ zu schauen, den wir letztens im Radio hörten. Jap - auch erhältlich: Frankie Ballard hat auch noch ein Album namens „Sunshine & Whiskey“ im Angebot. Vielversprechende Songs: „I’m thinking Country“, „Don’t tell Mama I was drinking“, „Young and Crazy“, „Drinky Drink“ u.ä. - der Junge kann nicht verkehrt sein meint Gabi und ich habe ein weiteres Album am Start. Passt super zu dem Titel von Toby Keith, den wir letztens hörten und der die wunderbare Textzeile enthält „Whiskey for my men, Beer for my horses“ - we’re thinking country, you know? ;-)

Es ist viertel vor elf, als wir endlich vom Hof rollen. So gar nichts zu machen heute geht ja auch nicht. Unsere Idee: wir fahren die 120 km bis Page und gucken etwas herum. Auf dem Weg liegen die „Toadstools“ wo wir vor einigen Jahren schon mal angehalten haben. Eine überschaubare Wanderung. Und in Page gibts immer was zu sehen - außerdem ist das Arizona und wir können gut einkaufen - keine Probleme in Sachen Bier und Wein ;-)

Am Ortsausgang beim BLM halten wir kurz - das ist immer zu empfehlen, weil es hier die aktuellen Wetterberichte, Sicherheitsregeln und Tipps für Unternehmungen gibt. Wir reden kurz, bekommen noch eine Karte und ein paar Trailbeschreibungen und fahren weiter.

Der Trailhead zu den „Toadstools“ liegt am Hwy. #89 etwa in der Mitte zwischen Page und Kanab nahe des Abzweigs in die Cottonwood Canyon Rd. Bis zum eigentlichen, großen roten „Pilz“ sind es etwa 25 Minuten Fußweg - recht einfach zu finden, wenn man nicht nur im Wash läuft, sondern die etwas schmaleren Wege nimmt.

Wir machen unsere Fotos, da kommt auch ein älteres Paar aus Kentucky an, denen wir unterwegs in Sachen „Pfadfindung“ geholfen hatten. Gabi möchte mir gerne so eine „Fähnlein-Fieselschweif-Fellmütze“ kaufen, aber ich ziere mich noch.

Wir fotografieren uns gegenseitig, dann gehen wir nach links, krabbeln zischen den Felsen herum und um die Ecke. Bis hier war ich damals auch gegangen - heute gehen wir aber noch weiter. Der Ranger im BLM hatte gesagt, dass dies eine gute Idee sei, mehr nicht. Recht hat er. Es ergeben sich ein paar super Fotomöglichkeiten bei weiteren weißen Toadstools, vor blauem Himmel und mit mächtiger Aussicht Richtung Grand Staircase NP. Wir haben mächtig Spaß, merken aber auch wir die über 100 Grad Fahrenheit an unseren Kräften saugen.

Zurück, vorbei am roten Toadstool nach „rechts“ - das ist aber bei weitem nicht so ergiebig. Also fangen wir die beiden aus Kentucky wieder ein und gehen gemeinsam zum Parkplatz zurück. Die Eltern ihrer Schwiegertochter kommen aus Oslo in Norwegen und von Hawaii. Das kann man schlechter treffen, sage ich - tolle Mischung; Verwandtenbesuch macht so bestimmt doppelt Spaß!

Zwischenzeitlich sind Richtung Grand Staircase dunklere Wolken aufgezogen, bei uns ist es immer noch „blau“ und das bleibt auch so. Dennoch ergeben sich in der Glen Canyon National Recreation Area schöne Bilder vom Lake Powell mit etwas dramatischem Himmel. Wir fahren noch einen Aussichtspunkt im Bereich „Scenic Rd.“ an, von dem man einen schönen Blick auf den Glen Canyon Dam und den Colorado hat. Dann kurven wir einmal durch Page und kaufen bei Safeways ein. Jetzt haben wir auch wieder Obst für die nächsten Tage und mehr ;-)

Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder „zu Hause“ und machen uns über Fotos und Tagebucheinträge her. Den von gestern schreibe ich jetzt gleich auch noch.

Erledigt - und nach dem inzwischen hier üblichen Sprung in den Pool mit nachfolgender Dusche bin ich kurz in den Ort gefahren, um bei „Lotsa Motsa Pizza“ einen weiteren köstlichen Teigfladen italienischer Herkunft aber amerikanischer Machart im 14-Zoll-Format zu beschaffen. Da Gabi auch heute Abend nach „gesund“ ist baue ich der Backzeit einen „kleinen“ Salat zusammen und reduziere die Zutaten auf das folgende: grüner Salat, grüne Oliven, schwarze Oliven, scharfe Salami („Pepperoni“), Erbsen, rote Bete, Ananas, Ei, frittierte Zwiebeln, frischen Parmesan, Brotcroutons, Sonnenblumenkerne und „thousand Island-Dressing“. Ich mache die Schüssel nicht voll, dennoch wäre eine Person davon wohl satt geworden. Da wir außer Frühstück und Müsliriegel nichts hatten heute, landet der „Abwasch“ ohne Reste im Müll. Gegessen haben wir übrigens wie gestern draussen am Pool, die Weinkiste verschämt in einer Kühlbox getarnt.

Sehr schöner, ruhiger Tag, ich lade gleich alles hoch und dann freuen wir uns auf den Aufenthalt bei Bill …

Und jetzt kommt gegen 22.00 Uhr noch eine Dame (die Oma) ihrer Tochter und deren zwei Kinder an den Pool, die Kids müssen ins Wasser. Sie sind heute über 500 Meilen gefahren von Jackson, WY bis hier. Und gleich sind wir im Gespräch: lange Strecke, haben wir 2011 auch gemacht, aber mit Zwischenstopp in Salt Lake City. Sie ist fix und fertig und freut sich königlich über den Becher Weißwein, den wir ihr in die Hand drücken. Unsere Fässer sind unerschöpflich. Daraus ergeben sich wieder nette Gespräche mit ihr und der Tochter, die in jungen Jahren einen Boyfriend im „Schwabenland“ hatte …

Tagesetappe: 257 Kilometer
Übernachtung:
Best Western Red Hills,125 W Center, Kanab, UT 84741

Beautiful White Pocket

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Gabi & Jürgen in der "White Pocket", Vermillion Cliffs NM, AZ

Vorab: dieser Tag steht dem vorangegangen in nichts nach - im Gegenteil:
Der Wecker klingelt wie gestern recht früh. Dusche, Frühstück, Sachen packen, bereit stellen. Kurz nach 08:00 Uhr holt uns der Chef von Dreamland Safari Tours am Best Western ab. Gut gelaunt ist er, obwohl ihm eben ein Auto ausgefallen ist. Er bringt uns zu seinem Hauptquartier, wo wir eine Familie aus North-Carolina treffen: Mark (IT-Mann bei IBM), Pat(ricia), Doktorandin mit Professur für spanische Literatur nebst 13-jähriger, super netter und wohlerzogener Tochter Linea. Wir 5 bilden heute das „Team“ in der „White Pocket“. Die Familie ist mit einem kleinen Camper auf Urlaub unterwegs und was die 3 so treiben, ist mit „Aktiv-Urlaub“ deutlich untertrieben!

Und wir treffen auf Marjorie, unsern Guide für heute. Sie ist gebürtige Belgierin, aber seit 22 Jahren in den USA. Die Hin- und Rückfahrt zum Trailhead der „White Pocket“ dauert je ca. 2 Stunden, vergeht aber wie im Flug.

Ich weiß nicht, ob nur uns das passiert - aber es ist wieder einer dieser Tage, in denen innerhalb von wenigen Stunden aus sich völlig fremden Menschen Freunde werden. Wir reden im Auto und auf der Tour über Gott und die Welt und zwar von der ersten Minute an. Dabei sprechen wir über unsere Länder, Politik, uns selbst, unser Leben, was wir so machen, was uns antreibt etc. etc. Und zwar sehr offen, aufgeschlossen, neugierig, freundlich, respektvoll …

Zu Marjorie: sie it eine echt taffe Frau und sie hat in ihrem Leben schon allerhand ausprobiert und geleistet. Nachdem sie in vielen Ländern lebte hatte sie am Grand Canyon North Rim als Rangerin für 7 Jahre eine neue Lebensaufgabe gefunden. Vorher war sie um die Welt gereist und hat auch ein paar Jahre auf einem Segelboot gelebt. Einige ihrer Abenteuer: Kayaken in der Antarktis, Canyonieering im Grand Canyon, Bergsteigen in allen Ländern, Eistauchen in Frankreich und 2014 beendete sie den „Grand to Grand Ultra Marathon“ hier im Südwesten.

Was ist das? Es ist kaum zu glauben und wir haben heute in der Zeitung für 2016 die Vorankündigung gelesen, die alles bestätigt, was sie uns erzählte: es ist eines der härtesten Rennen der Welt: 170 Meilen (!) vom Grand Canyon bis zum Bryce Canyon im Grand Staircase NP. Alle Teilnehmer (2016 werden es 170 sein) müssen alles, was sie benötigen, während des Rennens mit sich tragen. Also: Rucksack mit Verpflegung, Schlafsack, allen persönlichen Dingen. Der Veranstalter kümmert sich um Streckenführung (Fähnchen in der Wildnis), Wasser, Salztabletten und Zelte zum Übernachten. Und ärztliche Betreuung! Punkt! Startgeld: über 3.000 Dollar. Der Weg ist kein Weg, es geht mitten durch die Pampa, durch Büsche und Kakteenpflanzen, durch Sand und über Felsen. Wer abends zu festgelegter Zeit nicht im Camp ist, scheidet aus. Täglich z.T. mehrere 1.000 Fuß Höhendifferenz - rauf wie runter. Erster Tag: Marathonstrecke - 2. Tag: mehr als Marathonstrecke - 3. Tag (als „Höhepunkt“) 54 Meilen - dann wieder Marathon, schließlich zum Ende des 7tägigen Events jeweils etwas weniger.

Marjorie erzählt, ohne zu prahlen - das hat sie wirklich nicht nötig und so ist sie nicht. Sie erzählt viel mehr von den sehr persönlichen Beweggründen, so etwas zu tun, obwohl man „joggen“ nicht mag. Sie spricht unaufgeregt über die Qualen, ihre Schmerzen und die Tränen - aber auch darüber, dass der Lauf ihrem Leben noch einmal eine neue Richtung gegeben hat - Selbsterfahrung!

Sie erzählt aber auch viele Geschichten, wie sie sich schon als Kind für Tiere eingesetzt hat. Und was das für ihr Leben bedeutet hat. Fernsehen, Radio, Zeitungen hat sie und vermisst sie auch nicht. Sie spricht lieber mit Menschen um zu erfahren, was los ist in der Welt. Da sie viele verschiedene Leute trifft, ist sie sehr gut „im Bilde“.

Erster Stopp: wieder die Schautafel über die Condore. Und wieder wird Luft aus den Reifen gelassen - wie gestern. Sie erzählt uns aber einiges über das Rettungsprogramm für die Condore. Dass es vor Jahren nur noch 24 Stück davon gab. Dass man sie nun schützt, unterstützt und ihre Vermehrung fördert. Dass das Hauptproblem darin liegt, dass Condore Aas fressen und dieses hier leider oft Blei enthält von den Kugeln oder dem Schrot der Jäger. Die Condore drohen an Bleivergiftung zu sterben. Also fängt man sie und macht eine Blutwäsche, päppelt sie in einem Gehege hoch oben auf den Vermillion Cliffs wieder auf. Zieht dort Junge auf, die allein keine Chance hätten und entlässt sie wie die behandelten Tiere in die Freiheit. markiert mit Nummern und Sender. Durch ein Fernglas sehen wir das Freigehege oben auf der Klippe und wir sehen 8 Condore fliegen - Spannweite über 3 Meter. Marjorie kümmert sich mit um die Condore -allein schon aus der Zeit als Rangerin am Grand Canyon heraus.

Aber sie zeigt uns auch kleine Libellen, die in Löchern im Boden verschwinden, weil sie dort leben. Schon hier wird klar: sie liebt genau dieses Leben für und mit der Natur. So geht es den Tag weiter. Zu jedem Strauch, zu jeder Tierspur im Sand weiß sie etwas zu erzählen. Klasse! Natürlich läuft sie überall barfuß, auch in der White Pocket. Nur die 10 Minuten vom Trailhead bis auf die Felsen trägt sie Flip-Flops - damit die Skorpione im Sand keine Chance haben, sie zu stechen.

Aber vorher kutschiert sie uns genau so souverän durch die Tiefsandpisten wie gestern Brad. Am Trailhead machen wir unsere Sandwiches und Tortillas fertig, verpacken sie auf Eis gemeinsam mit Unmengen Wasser (da ist sie pingelig!) in unseren Rucksäcken und los geht es.

Ich erspare mir eine Beschreibung der White Pocket - schaut auf die Bilder, ich habe noch gut 250 weitere in Petto, die keinen Deut schlechter sind. Auch hier haben wir wie gestern einfach einige schöne ausgesucht. Ich bin total glücklich mit unseren Kameras und Objektiven - super Ausbeute an unvergesslichen Aufnahmen. Dabei sind sie erst mal nur „quick and dirty“ bearbeitet - auf alle Schnelle. Aber: ohne Marjorie wären sie nicht so schön geworden. Warum? Weil sie unsere Tour durch diese einzigartige Felslandschaft dramaturgisch perfekt gestaltet. Die richtigen Spots zur richtigen Tageszeit - macht die Bilder hier JETZT - gleich ist hier viel Schatten! Und: „Jetzt alle nur auf die eigenen Füße gucken - oder nach links. Nach rechts dürft ihr erst sehen, wenn ich es sage!“ Und dann „Wow!“

Immer wenn wir es möchten, macht sie Bilder von uns beiden. Und ich mache viele Bilder von Mark, Pat und Linea. Linea ist ein süßes und super nettes Mädchen. Sie ist mit ihren 13 Jahren Tänzerin und übt fleißig Ballett, kommt aber nun auch auf den Geschmack an anderen Tänzen. Und sie posiert für die Kamera in den abenteuerlichsten Verrenkungen und Haltungen. Schön anzusehen. Gabi will nicht nachstehen und macht ihr Konkurrenz. Das Gute daran: sie blieb unverletzt!

Zwischendurch mampfen wir unseren Lunch im Schatten. Der rapide schwindende Wasservorrat macht die Rucksäcke leichter. Gut, das Fotos nichts wiegen ;-)

Es gibt so viel zu sehen und das ohne Permit! Da der Tag von der Strecke und Kletterei weniger anstrengend ist als die South Coyote Buttes (allein die Hitze ist eine Herausforderung), das Gebiet aber ebenso sensationell ist wie am Vortag kann ich auch diese Tour nur nachhaltig empfehlen - geführt, am Besten mit Marjorie!

Mehr würde den Rahmen sprengen, ich denke, die Bilder sprechen für sich.

Marjorie gibt uns ganz viele Tipps für die Gegend und weitere Unternehmungen. Keine Sorge, wir sehen uns wieder - was sie über die Tour zum Torowheap Point am Grand Canyon North Rim erzählt, wo sie jahrelang in tiefster Einsamkeit gelebt hat macht allein schon Lust auf mehr. Da kommt sonst kaum einer hin und man kann sogar übernachten dort … (2017??).

Wir reden auf der Rückfahrt auch über das Permit-System und die Hintergründe, die Strecken, Gefahren und Verluste, die in diesem Wüstengebiet leider nur zu oft zu beklagen sind. Hatte ich schon erwähnt, dass sie als gelernte Kardiologieschwester auch ehrenamtlich bei den Rescue-Teams hilft, die verlorene Hiker sucht? Erst letztlich haben sich Chinesen komplett verlaufen, weil sie schon zu Beginn des „Wave-Trails“ die falsche Himmelsrichtung eingeschlagen hatten. Sie wurden nach tagelanger Suche gefunden - andere hatten weniger Glück. Und: Wave-Versuche ohne Permit werden mit 10.000 US-Dollar bestraft - ups!

Von ihrer Fotoausstellung hier in Kanab und dem Aufbau ihrer Bäckerei, in der sie europäisches Brot, Baguette u.ä. sowie frische Säfte ohne Zuckerzusatz anbieten will - Eröffnung im August, berichte ich nächstes Jahr!

Komplet beiläufig erfahren wir auf der Rückfahrt, dass Mark ein Hobby von Marjorie teilt: das Bergsteigen. Nächstes Ziel von Marjorie: der Mont Blanc. Dort war Mark bereits und kann viele Tipps geben. Er erzählt aber auch von seinen Gipfelerlebnissen am Kilimandscharo, am Mt. Fuij und in Südamerika etc. Über 70 Gipfel hat er schon bestiegen. Er ist dankbar, dass Pat ihm diese Freiheiten lässt und dieses Hobby mit finanziert. Sein Vater war bei Apple und er hat seine Karriere im Silicon Valley begonnen, ist dann aber Pat der Liebe wegen nach North Carolina gefolgt. Linea wird von beiden unterrichtet, keine Schule! Daher auch jede Flexibilität in Sachen „Erlebnisreisen“.

Soviel dazu, ich kann nicht alles aufschreiben! Eins noch, ein Gedanke, der mir an diesem Tag nicht aus dem Kopf ging - vielleicht sogar etwas wie ein philosophischer Exkurs (wer nicht will, überschlägt diesen Absatz): Wie oft stehst du da und denkst dir: „Ok, alles gut!“ Oder sogar: „Schön, alles bestens“! Und bist zufrieden damit? Und dann guckst du einmal um die nächste Ecke, oder über die Kante - und denkst: „Wow!“, „Unbeschreiblich!“, „Das es das gibt!“, „So etwas hätte ich mir nie vorstellen können!“. Beweglich sein, Neues wagen, nicht denken, dass das schon alles ist - es ist so viel mehr da draussen!

Mir erging es so in den White Pockets: ich konnte nicht glauben, dass etwas immer nochmal zu topen ist. Und ich wünsche mir, dass wir beweglich bleiben können und täglich neugierig sind. Das ist mein Resümee dieses erlebnisreichen Tages mit wundervollen Menschen an der Seite - voran die beste Ehefrau von allen …

Wieder im Motel hüpfen wir in den Pool. dann fahre ich los um Pizza zu holen, die war super gestern. Geschlossen. Also rein in den Family Market, dort an die Frischetheke: die schließen gleich, nicht mehr viel zu haben. Der junge Verkäufer ist begeistert, dass ich aus Deutschland komme: „Mutti deutsch, Omi deutsch!“ Er bringt jedes deutsche Wort an, das ihm einfällt, verkauft mir 3 frittierte Hühnerbrüste, 2 Backfische, 2 mexikanische Burritos, 2 Salate und 2 Mac & Cheese für 9,41$ - anstelle über 20 $ - „weil du ein Deutscher bist - wir müssen zusammen halten!“

Wir essen am Pool, treffen dort zwei weitere deutsche Paare und fachsimpeln den Abend bei Bier und Wein über USA-Reisen und gucken Bilder.

Aber ein weiterer Erfolg des Abends: nach einem Update bekomme ich die Website wieder voll in den Griff, die Photodarstellung klappt nun erneut wie gewünscht. Alles fertig machen - klasse, was für ein Tag - unbelievable!!

Tagesetappe: 247 Kilometer (mit Dreamland Safari Tours)
Übernachtung: Best Western Red Hills,125 W Center, Kanab, UT 84741

Waveland ...

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Gabi & Jürgen in den "South Coyote Buttes", Vermillion Cliffs NM, AZ

Traumtag, einer der besten Urlaubstage hier in den USA ever - anstrengend, aber auch einfach unbeschreiblich!! Und das mit einer sogenannten „Guided Tour“ mit Dreamland Safari Tours.

Alles begann am 01. März diesen Jahres. Das war der Tag, an dem das Bureau of Land Management (BLM) Kanab um 12:00 Uhr Mountain Standard Time den Kalender zur Reservierung der Permits für die South Coyote Buttes freischaltete. Die in den North Buttes gelegene Wave haben wir 2012 schon besuchen dürfen - hierfür waren auch in diesem Jahr für uns keine Permits zu gewinnen im Vorhinein. Wir haben es versucht, aber nicht geschafft.

Dafür dieses Mal die South Coyote Buttes in unmittelbarer Nachbarschaft? Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit dem Mac auf Christians Geburtstag gegen 20:00 Uhr MEZ immer auf die Aktualisieren-Taste drückte und dann pünktlich der Kalender erschien. Beherzt auf den 06.06. geklickt, 2 Permits bestellt, alle Angaben inkl. Kreditkartennummer per App automatisch ausfüllen lassen und um 20:03 Uhr die Chance gewahrt. 20:04 Uhr: alle Permits für Juni vergeben, 2 Minuten später die erlösende Mail: wir sind dabei! Wenige Wochen später kamen die Erlaubnisse dann mit der Post in den Briefkasten geflattert. Da ich im Internet gesehen hatte, wie beschwerlich die Anfahrt ist und wir unser Glück nicht noch einmal herausfordern wollten, buchten wir bei Dreamland Safari Tours eine geführte Tour in die South Coyote Buttes.

Und die startete heute morgen pünktlich um 08:00 Uhr. Vorher ausgiebig und hervorragend gefrühstückt im Best Western Red Hills, Kameras gecheckt, Sonnenschutz aufgelegt und uns startklar gemacht.

Brad holt uns mit einem Riesen-SUV ab. Einige Straßen weiter in einem Bed & Breakfast holen wir ein jüngeres indisches Paar ab, das in Phoenix wohnt und auch hier Urlaub macht. Dann fährt auch noch ein etwas älteres Paar aus Florida bis Jakob Lake, dem Abzweig zum Grand Canyon North Rim hinter uns her. Hier steigen sie zu, heute Abend fahren sie von hier aus weiter zum North Rim, wo sie die nächsten Tage verbringen.

Es geht noch ein Stück weiter Richtung Page und dann biegen wir vom Hwy. 89A ab nach Norden auf einen unbefestigten Weg. Brad, dessen Spezialität Offroad Trips sind, fliegt mit gut 50 mi/h nur so über die Piste. Dann ein kurzer Stop an einer Condor-Infotafel. Brad läßt zu unserer grenzenlosen Verwunderung massiv Luft aus den Reifen, dass es nur so zischt. Muss sein, erklärt er, sonst haben wir im Tiefsand keine Chance. Wieder was gelernt!

Und die Tiefsandstrecken heute haben es wirklich in sich. Niemals wären wir mit dem Mietwagen da durch gekommen. Brad gleitet geradezu über den Sand und weicht geschickt und zügig Hindernissen aus. Am Pow Hole Trailhead der erste Stop. Für knapp 2 Stunden wandern wir durch die Formationen - sagenhaft!! Die Auslöser klicken ununterbrochen - die Gruppe harmoniert prima.

Dann gibt es ein Mittagessen am Truck, Brad bereitet Zutaten für leckere Sandwiches auf einem schnell zusammengebauten Tisch auf. Wir basteln das Mittagsmahl und es gibt sogar „German Kartoffelsalat“. Lecker ist das alles, Hunger haben wir nach der Tour ohnehin.

Dann weitere Meilen Tiefsand. Cottonwood Cove Trailhead. Wieder raus, diesmal für gute 3 Stunden. Es ist unglaublich hier und die Nachmittagstour übertrifft den Vormittag noch deutlich. Das hätten wir uns nicht zu träumen gewagt.

Hinter JEDER Kurve, hinter JEDEM Hügelchen, hinter JEDER kleinen Ecke neue Aussichten, Formationen, „Ahs" und „Ohs“. Gut: die „große Wave“ ist etwas Besonderes und es wäre unfair, sie jetzt schlecht zu reden. Das ist ein Erlebnis, das du im Leben nicht vergisst.

Aber: Die South Coyote Buttes stehen dem in nichts nach. Alles kleiner, aber auch hier viele vergleichsweise „Mini-Wellen“ und die skurilsten Formationen, die wir je gesehen haben. Das Gebiet ist an sich gefühlt größer, vor allem ist hier mehr zu klettern. Wenn man einen Guide wie Brad dabei hat. Alleine hätten wir es nie gewagt, hier so herumzukraxeln. Viel zu gefährlich und viel zu wahrscheinlich, etwas kaputt zu machen. Brad weiß aber, welche Felsstellen „solid“ sind und betreten werden können. Dazu zeigt er uns immer wieder Ausblicke, die wir nie selbst gefunden hätten.

Formationen in allen Rot- und Orangetönen. Dann hat hier noch jemand schöne gelbe Blumen dekorativ platziert. Und die Kakteen blühen auch. Einige Felsen sehen aus wie gefaltete Blätter Papier. Was Erosion so alles kann! Dinosaurierspuren gibt es auch, sehr deutlich zu sehen!!

Fernausblicke auf das „Wave-Plateau“. Und immer, wenn sich so eine gigantische Felsschüssel unter dir auftut sagt Brad: „Hier gehen wir jetzt hinunter!“

Es ist anstrengend, sehr sogar. Die Sonne brennt, es gibt kaum Schatten. Weite Wegstrecken durch tiefen Sand, andere über Slickrock - vorsichtig sein, nichts abbrechen. Steil zum Teil, sehr steil, hinauf wie hinab. Die Hände müssen helfen. Wir schwitzen und trinken Unmengen Wasser. Schwitzen wir wieder aus, das Wasser wird heute über die Haut transportiert. Die beiden Damen sind am Ende ihrer Kräfte, Gabi ist fit. Allerdings hat auch uns die Sonne alles abverlangt. Egal wie viel du trinkst, irgendwann musst du raus aus der sengenden Hitze - boah, war das anstrengend. Ein Wüstenerlebnis der Extraklasse!!

Ich kann es gar nicht beschreiben. Nach erster Sichtung sind immer noch 368 Bilder übrig von heute. Ich habe einfach mal ein paar genommen und veröffentlicht, nicht die Besten, einfach ein paar Schöne. Unglaublich, aber wahr: es war kaum Bearbeitung nötig heute. Etwas Schärfe, ein paar Tonwerte, fertig. Was ihr auf den Bildern seht, haben wir so 1:1 erlebt. Bitte mal reinschauen, zu Hause gibt es Zugaben …

Es gibt mehrere kleine Waves und für mich ist das hier typisches „Waveland“. Viel mehr zu sehen als bei der „großen Schwester“, abwechslungsreicher in jedem Fall. Meine Meinung: absolut ebenbürtig - und dafür leichter zu bekommen. Beide andere Paare haben die Permits erst gestern im Internet oder im BLM bekommen. Hintergrund: viele blocken ein Permit, planen dann aber um und es wird wieder frei.

Laut Brad verfallen zusätzlich über 50% der Permits, weil die Touristen mit der Sandpiste nicht klarkommen und spätestens umkehren, wenn sie das erste Mal stecken blieben. Alles richtig gemacht - das war eine super Tour. Und: wir haben den ganzen Tag keine andere Menschenseele getroffen.

Im Auto unterhalten wir uns sehr nett, alles gut! Und Bärbel & Jürgen: das müsst ihr unbedingt mal machen. Gilt auch für Birgit, Hans und Freunde die starten, wenn wir zurück kommen. Wenn ihr noch Tickets bekommen könnt und das hineinpasst in den Plan: unbedingt machen, ihr werdet das nie bereuen!! Aber bitte auch mit Dreamland, alles andere geht nicht, erst recht nicht mit Camper!

Wieder im Best Western springen wir als erstes in den Pool. Ich telefoniere mit der „Roadside Assistance“ von Alamo. Unser hübscher Toyota RAV4 will eine Inspektion. Den Vorschlag, dass ich mal eben 80 mi nach Saint George fahre, um das Auto zu tauschen finde ich zum Lachen. Ok - Alamo will das Auto tauschen, evtl. morgen, wenn wir nicht da sind - finde ich doof. Nach 20 Minuten einigen wir uns darauf, dass wir nix machen. Ich fahre den Wagen weiter bis Denver und melde mich wieder, wenn er doch mucken sollte.

Ich fahre noch kurz in den Ort, während Gabi duscht. Im „Family Store“ Wasser, Chips und Nachos fangen. Gut! Ich hätte noch gerne eine große Dose Bier nach diesem Tag. Muss ich wohl noch zum Liquor Store? Denkste: was ich nie gedacht hätte hier im Mormonenland: Es gibt Bier im „Family Store!“ Super. Jetzt noch eine Pizzeria finden, eine 14 Zoll „Combo“ ordern und alles nach Hause fahren. Dort ist der Tisch gedeckt. Lecker! Anschließend Fotos und Tagebuch, Kameras pflegen, Daten sichern. Jetzt baue ich alles in der Website zusammen. Die Fotoansicht ist immer noch gestört. E-Mails mit dem Entwickler des Fotomoduls bringen etwas Aufhellung. Spätestens Mittwoch will ich das in den Griff kriegen. Bastel ständig daran herum.

Morgen geht es in die „White Pockets“, wieder mit Dreamland Safari Tours - es geht wieder um 08:00 Uhr los, das heißt kurz vor halb sieben aufstehen. Wir freuen uns und ich mache dann gegen 24:00 Uhr auch die Augen zu . Liebe Grüße!

Tagesetappe: 247 Kilometer (mit Dreamland Safari Tours)
Übernachtung: Best Western Red Hills,125 W Center, Kanab, UT 84741

Colorado River - nice to see you!

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Gabi an Horseshoe Bend, Page, AZ

Gute Entscheidung, einen „lazy sunday“ einzuschieben! Wir haben lange geschlafen, dann im Best Western das Frühstücksbuffet gebucht; kostet hier extra, dafür bekommst du aber auch dein Omelette nach Wahl handgeklöppelt mit Pilzen, Tomate, Paprika, Jalapenos, Käse und mehr (wenn dir das so wie mir nicht reichen sollte). Klar, dass auch alles andere inkl. Obst etc. gibt. Wir schaffen eine gute Grundlage für den Tag und lassen uns Zeit. Die Anlage ist klasse, merken wir uns.

Kurzer Skype mit den Eltern, dann packen wir zusammen. Erst um 10:00 Uhr starten wir unsere heutige Reise. Die ersten Stunden rollen wir am „Desert Drive“ im Grand Canyon NP nach Osten von Viewpoint zu Viewpoint. Immer wieder halten wir an - so alle 5-10 Minuten kommt ein Aussichtspunkt in Sicht. Interessant war das gestern schon, wie sich die Aussicht immer wieder verändert. Dabei sehen wir hier ja nur einen Bruchteil des über 420 km langen Canyons.

Der „Rim Trail“ schlängelt sich immer an der Abbruchkante entlang und das meist ohne Gitter ohne Geländer. Die gibt es nur an den Aussichtspunkten, wo sich die Massen drängeln. Ich kann jedem nur empfehlen, sich nur ein kleines Stück von diesen zu entfernen, dann ist man fast allein. Das war erst recht gestern jenseits des Village Richtung Hermits Rest der Fall. Aber auch der „Trail of Time“ ist absolut sehenswert!

Schon gestern war uns aufgefallen, wie weit sich Einzelne für ein spektakuläres Foto hinaus wagen über evtl. vorhandene Absperrungen hinweg oder einfach in die Felsenschlucht hinein. Gut - auch wir gehen mal den ein oder anderen Schritt an den Abgrund für ein schönes Foto. Aber wir bremsen uns auch oft genug und riskieren nicht viel. Ganz anders so mancher Zeitgenosse in Flipflops. Sagenhaft, was die da veranstalten. Da bleibt mir echt die Spucke weg. Respekt - ich hoffe nicht, dass viele hinuntersegeln aber immer gut ausgehen wird das definitiv auch nicht.

Heute ist es meist entspannt an den Viewpoints. Wir machen unsere Fotos und genießen einen wunderschönen Sonntagmorgen am Grand Canyon bei blauem Himmel. Wir haben es nicht eilig. Am Lipan Point wagt sich ein niederländisches Mädel hinaus auf eine Felsnase. Fotogen, schönes Motiv. Wir machen einige Aufnahmen und ich gebe den Eltern meine Karte, damit ich ihnen die Bilder schicken kann. Als auch Gabi rübergeht, um sich dort zu postieren, lässt sie das schnell bleiben, denn das Mädel hat sichtliche Schwierigkeiten, sicher zurück zu kommen.

Und wir sehen den Colorado River, den Hauptverantwortlichen für diese großartige Schlucht an mehreren Aussichtspunkten. Das war mir so nicht in Erinnerung. Bisher hat er sich immer ganz unten versteckt, unsichtbar. Aber zwischen Moran Point und Desert View lässt er sich überall mehr oder weniger gut sichten. Toll!

Die Fahrt auf dem Hwy. 89 nach Norden ist eines dieser sensationellen Erlebnisse, die Autofahren zum wahren Vergnügen machen. Landschaft pur. Ich frage mich, wann denn einige Tusken-Räuber aus den Star Wars Filmen oder weiter nördlich größere Gruppen Indianer auf den Felsen erscheinen. Wir können uns kaum satt sehen.

Zwischendurch fülle ich den Tank für unglaubliche 2,234 Dollar per Gallone. Die Spritkosten werden sich in Grenzen halten dieses Jahr.

Am Horseshoe Bend kurz vor Page machen wir einen weiteren Stop. Einzig 2011 waren wir hier und da hatte ich noch keine 24er-Brennweite. Na gut, ein 14-24 wäre hier perfekt, aber man darf ja auch noch mal wiederkommen. Durch die sengende Hitze schlendert ein Lindwurm aus Touristen aller Herren Länder den staubigen, weil feinsandigen Hügel hinauf und an der anderen Seite wieder hinunter. Am Ziel angekommen, sucht jeder - je nach Mut - seinen Platz fürs perfekte Foto. Gott sei Dank gibt es auch hier keine Zäune oder Geländer, die würden nämlich sehr stören.

Interessant ist dieser Platz auch, weil du die wahre Schönheit, sprich das „komplette Hufeisen“ nur dann siehst, wenn du dich an der Kante vorbeugst …

Dafür funkelt der Colorado River heute aber auch in den schönsten Grün- und Türkistönen. Dies beschert ihm die Ehre, im Tagestitel erwähnt zu werden. Dazu das Rotorange der Felsen - perfekt! Ich mache auch ein paar Panoramas, die ich gleich noch montieren darf. Schöner Fotospot, wir krabbeln herum und passen auf, keinen „Köpper“ zu machen.

Zurück im Wagen freuen wir uns über eisgekühltes Wasser aus unseren Kühltaschen, die allmorgendlich mit frischen Eiswürfeln bestückt werden. Die gibt es kostenlos in allen Motels. Wir hatten natürlich auch eine Flasche mitgenommen in die Wüste - ohne solltest du hier dein Auto nicht verlassen.

In Page stoppen wir kurz im Visitor Center am Glen Canyon Dam. Vielleicht fotografiere ich den nachmal auf der Rückfahrt. Von Page bis Kanab ist es dann nochmal eine Stunde Fahrt. Und wir stellen die Uhren dort eine Stunde vor, andere Zeitzone. Derzeit sind wir also nur noch 8 Stunden zurück hinter Deutschland.

Kurz vor Kanab halten wir noch bei „Dreamland Safari Tours“, mit denen wir die nächsten beiden Tage verbringen werden. Die haben hier inmitten des „Nichts“ eine Halle und ihre Pickups stehen. Es gibt in der Halle aber auch ein Office und dort eine nette Dame, die unsere Fragen zur vollsten Zufriedenheit beantwortet: „Ja, mit morgen und übermorgen ist alles klar!“ „Ja, wir werden um 08:00 Uhr am Motel abgeholt!“ „Nein, um Verpflegung müssen wir uns nicht kümmern und Ja, für ausreichend Wasser und den Lunch ist gesorgt!“ Und: „jawohl, die Wetteraussichten sind super, wir dürfen uns auf volle Sonne rüsten!“. Supi!!

Im Best Western Kanab schäkern wir ein wenig mit der Dame am Empfang, schließlich ist dieses hier nur eines von 4 Best Western Motels unserer Reise. Und immerhin bleiben wir hier 4 ganze Nächte in diesem wunderbaren Kaff, das drumherum so viel zu bieten hat. Ja, da benötigen wir doch ein besonders schönes, großes und ruhiges Zimmer! Kriegen wir!! Mit Privatparkplatz sogar. Das riesige Zimmer befindet sich exklusiv über der Lobby, keine Nachbarn, niemand der uns stört. Eigene Treppe mit Zugang zum Pool und jede Menge Platz für die Koffer etc. Und das WLAN scheint auch gut zu sein.

Also hüpfen wir auch gleich in den Pool und erfrischen uns. Dann Duschen und ab ins „Houston's Trail’s End Restaurant“, das wir schon kennen und in dem die Kellnerinnen Colts tragen. Ich bestelle meine hier so köstlichen „Baby Back Ribs“ mit Cowboybeans und Salat, Gabi einen Burger. Alles super!!

Jetzt ist es 23:15, die Hausaufgaben sind erledigt und wir bereiten uns auf einen besonders erlebnisreichen Tag in den South Coyote Buttes vor. Das war ein wirklich schöner und entspannter Sonntag im Wilden Westen!

Tagesetappe: 352 Kilometer
Übernachtung:
Best Western Red Hills,125 W Center, Kanab, UT 84741
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