Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Hiking Arches NP

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Jürgen auf dem "Park Avenue Trail", Arches NP, UT

Die Ranch hat etwas Besonderes. Einerseits: kein Fernsehen, kein Wifi (jedenfalls kein ernst zu nehmendes, denn nur für ein paar Minuten Mails checken entspricht nicht dem Standard). Andererseits aber auch: die schnuckelige Cabin, eigener Grill- und Feuerplatz, Tierbeobachtung bei jeder Mahlzeit, viel frische Luft, sogar beim nächtlichen Gang zum eigenen Badezimmer mit Taschenlampe quer über die Wiese u.v.m. dazu die Stille und die kleinen Geräusche der kleinen Tiere, die überall zirpen, rascheln und pfeifen. Schön, in der Cabin bei offenem Fenster zu liegen und zuzuhören. Wir fühlen uns sehr wohl hier - komplett relaxt alles.

So sind wir auch nicht traurig, als sich der Himmel heute morgen zunächst bedeckt zeigt. Kalt
ist es nicht und das Frühstück steht schon auf der Terrasse bereit, als wir hinausschauen. Gabi lupft das Handtuch - gedeckt hat Bill auch schon.

Schnell unter die Dusche, dann gibt es wieder ein leckeres Frühstück wie gestern. Dazu schmecken bestimmt auch ein paar gesalzene Lays Chips; klar! Chips essen die Amis zu jeder Gelegenheit auch als Beilage wie wir z.B. Pommes. Warum nicht auch zum Frühstück? Es steht nirgendwo, dass das nicht sein darf.

Wir packen unsere sieben Sachen ins Auto und fahren zu Bill hoch. Auschecken geht hier nicht so wie im Motel: Schlüssel abgeben und weg. Wir klönen noch eine ganze Zeit miteinander, bewundern seinen Smoker, schmieden Pläne für den nächsten Aufenthalt, dann würde er gerne mit uns wandern gehen.

Es ist wieder 09:30 Uhr, ehe wir tatsächlich weg kommen. Das nehmen wir inzwischen ganz gelassen - uns treibt ja niemand. Gas & Coffee tanken in Montichello, dann fahren wir zum Arches NP. Last Minute Tickets für die Fiery Furnace sind leider nicht zu kriegen. Die Rangerin rät uns aber, beim nächsten mal mit 2 Tagen Vorlauf zu kommen, dann kann man meist was kriegen für 5 pm. Bezüglich der Wettervorhersage spricht sie von einer 20%igen Chance auf Donnerwetter. Dann solltest du nicht auf den Trails unterwegs sein.

So fahren wir als erstes zur Wolfe Ranch, um den Delicate Arch Trail zu absolvieren. Der gehört für uns einfach dazu. Derzeit ist es sehr bewölkt und windig. 2-3 Tropfen fallen auch, wenn man genau hinguckt - das meiste verdampft aber, bevor es den Boden berührt. Vorsichtshalber packen wir aber unsere Regenjacken und wie immer reichlich Wasser in die Rucksäcke. Einen Parkplatz zu bekommen brauchte etwas Geduld. Drei mal sind wir im Kreis gefahren, dann hatten wir einen.

Und auch auf dem Trail ist schnell klar, was uns heute erwartet an einem Samstag in den Ferien: die halbe Welt ist hier unterwegs, darunter sehr, sehr viele Familien mit Kindern und auffällig viele russische Staatsbürger. Es ist schon sehenswert, wer und was sich da den Slickrock hinauf quält. Vor allem in welchen Klamotten und Schuhen - oder besser: Latschen.

Egal, wir haben unseren Spass an dieser tollen Wanderung und lassen uns auch durch den „Traffic“ oben am Arch aus der Ruhe bringen. Entspannt setzen wir uns oben in die große „Bowl“, auf deren Rand der spektakuläre Delicate Arch steht. Im Hintergrund die La Sal Mountains - erhabener Anblick und die Sonne lässt sich jetzt auch langsam sehen und schiebt die Wolken beiseite.

Gabi kann oft nicht hinsehen: die Leute stehen doch tatsächlich Schlange für ein Foto, zu dem sie unterhalb des Arches stehen. Eben diese Leute mit dem besagten Schuhwerk und sehr, sehr viele kleine Kinder. ich bin vor einigen Jahren auch mal an diese Stelle gegangen und muss sagen, dass dies eine derjenigen ist, an denen ich echt froh war, als ich wieder in Sicherheit war - besonders bei dem damals auch vorherrschenden starken Wind. Man sieht die Leute dort stehen - die Fotos sind nett. Was man wissen muss: nur 2-4 Meter dahinter geht es senkrecht in die Tiefe und auch ein Sturz nach vorne in die “Bowl“ hat schon manchen das Leben gekostet. Dort einfach 4-6-jährige Kinder alleine in Flipflops hinzuschicken oder mit denen da Faxen zu machen grenzt für mich an Wahnsinn. Dennoch: alle 1-2 Minuten neue Leute zwischen den Pfosten. Am besten ist der russische Staatszirkus, der dort Kunststücke vollführt: Frauchen schubst Pummelchen „zum Spaß“, der rudert mit den Armen - sie hüpft in Latschen mit hohem Absatz auf einem Bein, die Teenies machen Turnübungen. Jeder versucht den anderen zu übertreffen.

Kann einen nervös machen, aber es sind ja immer Erwachsene dabei, die verantwortlich sind. Und wie sagt der junge Ranger Dustin, mit dem ich mich eine ganze Zeit lang unterhalte: „Total verrückt, aber wie willst du die Leute davon abhalten - sie müssen wissen, was sie tun. Bitte nicht falsch verstehen: m.E. kann man dort hingehen und sich fotografieren lassen. Das habe ich ja auch schon getan. Aber man sollte in dem Moment seine Sinne beisammen haben - echte Empfehlung.

Ich mache einige Fotos für nette Leute mit deren Kamera und wir führen dadurch wieder eine Reihe schöner Gespräche. Dustin erzählt mir, dass die allergrößte Gefahr hier die Dehydration ist. Die Leute trinken einfach zu wenig. Dazu die Sonne, die Höhe, der Aufstieg, der manchen viel abverlangt - und dann trinken sie zu wenig. Er sagt, dass hier jährlich mehrere Leute aus diesem Grund sterben - mehr als abstürzen. „Wenn du schnell bist, kannst du in 20 Minuten über den Trail wieder unten sein; in der letzten Woche haben wir einen runter geschleppt, der wegen Dehydration zusammen geklappt ist. Das hat 4 Stunden gedauert.“

Aber nochmal: für uns ist das DIE Empfehlung im Arches NP; sehr schöner Trail und für normal konstituierte Leute mit Wasser im Rucksack überhaupt kein Problem - im Gegenteil: Genuss pur!

Wieder unten machen wir kurz ein paar Fotos von Petroglyph, die im Felsen eingeritzt sind und mach uns auf dem Weg zum Trailhead des „Park Avenue Trail“, halten unterwegs aber noch kurz am „Balanced Rock“ und an anderen Viewpoints, um ein paar Fotos zu schießen.

Den Park Avenue Trail kennen wir noch nicht. Er befindet sich ganz vorne im Park und führt nicht zu Arches, sondern durch eine Felsenschlucht, die an eine Hochhauszeile in einer amerikanischen Großstadt erinnert. Hier ist kaum was los. Start ist für uns bei den „Courthouse Towers“, so läuft man den Hinweg bergauf und auf dem (gleichen) Rückweg bergab. Man könnte den Trail auch am Park Avenue Viewpoint starten, dann ginge es anders herum.

Es ist toll, hier umherzuwandern. Wir treffen kaum eine Menschenseele. Anschließend müssen wir aber raus aus der Sonne, die inzwischen wieder gnadenlos vom blauen Himmel brennt.

Bis Moab ist es nicht weit und wir checken in der River Canyon Lodge ein. Positive Überraschung! Das Zimmer ist sehr modern und hat ausnahmsweise mal keinen Teppichboden. Sehr schön alles!

Ein Sprung unter die Dusche macht uns fit für neue Taten. Das Wifi ist sehr fix, die Homepage ist wieder ok. Gut, dass alles vorbereitet war, nun bin ich wieder zufrieden damit.

Zu Fuß gehen wir ein Stück die Main Street hinab. Gabi hatte im Arches NP schon so doll Lust auf Spaghetti, dass wir nicht lange überlegen müssen. „Jay’s Pasta“ ist pickepacke voll innen und draussen, dennoch bekommen wir zwei noch gerade so einen Tisch. Andere warten kurz darauf wie gewohnt in einer kleinen „Schlange“, dass sie ihren Tisch bekommen. Gut, dass wir so zeitig sind. Spaghetti Bolognese, Pizza (ausnahmsweise mal echt italienisch mit dünnem Teig), ein gemeinsamer Salat, ein Bier und für Gabi eine Margarita - sehr lecker!

Nach einem kleinen Bummel an den Geschäften entlang landen wir wieder im Zimmer. Ein Gläschen Wein, Tagebuch schreiben, Fotos aussuchen - das übliche. Früh fertig sind wir und heute habe ich mal wieder Lust auf ein wenig amerikanisches TV. Mal sehen, was es gibt.

Das war wieder ein sehr schöner Tag mit Wanderungen im Arches NP. Morgen gibt es einen Ausflug in den Canyonlands NP mit ganz viel Abwechslung- versprochen …

Tagesetappe: 185 Kilometer
Übernachtung:
River Canyon Lodge, 71 West 200 North, Moab, UT 84532
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